Leitartikel: Restrukturierung

Feuertaufe für Debt Funds

Um ihre Fremdkapital-Investments zu retten, gehen Debt Funds häufiger ins Eigenkapital. Vom Erfolg der Restrukturierungen hängt viel für die Branche ab.

Feuertaufe für Debt Funds

Private Debt

Feuertaufe für Kreditfonds

Von Philipp Habdank

Die Einschläge in den Private-Debt-Portfolios werden heftiger. Jetzt müssen die Kreditfonds zeigen, ob sie restrukturieren können.

Ob Ares beim Motorradzubehörhändler Polo, Ardian beim Pflegeheimbetreiber Emvia Living oder Arcmont bei der Systemgastro-Kette Sausalitos: Gleich dreimal binnen kurzer Zeit haben Debt Funds die Kontrolle über eines ihrer Portfoliounternehmen übernommen. Dreimal war der Verkäufer ein Private-Equity-Investor, der nicht gewillt war, noch mehr frisches Eigenkapital nachzuschießen. Also müssen die Fremdkapital-Investoren die Verantwortung für die Restrukturierung der angeschlagenen Unternehmen übernehmen. Wirklich scharf darauf dürften wohl weder Ares noch Arcmont und auch nicht Ardian gewesen sein. Keiner der drei Kreditfonds hat im Markt den Ruf eines großen Turnaround-Investors. Die Fonds hatten vielmehr in Wachstumsstrategien investiert, als sie den Private-Equity-Investoren Akquisitionsfinanzierungen bereitgestellt hatten.

Die Debt Funds gehen notgedrungen ins Eigenkapital, um ihr Investment zu schützen. Für ein Private-Equity-Haus ist die Vollabschreibung eines Investments zwar auch nicht prickelnd, doch den Verlust aus einem Einzelinvestment kann ein Private-Equity-Investor immerhin durch die Überperformance bei einem anderen Portfoliounternehmen noch ausgleichen. Diese Chance der theoretisch unbegrenzten Equity-Upside haben Debt Funds nicht. Sie bekommen im besten Fall ihren Einsatz zurück. Schon wenn ihnen das bei einem Portfoliounternehmen nicht gelingt, ist der erfolgsabhängige Bonus – im Fachjargon „Carry“ genannt – gefährdet. Eine Vollabschreibung tut den Managern deshalb im eigenen Geldbeutel weh.

Debt Funds kaufen sich Zeit für Restrukturierung

Zum anderen erschwert sie aber auch das Einwerben frischer Gelder für den Folgefonds. Eine nachweislich weiße Weste ohne Kreditausfälle ist das wichtigste Argument gegenüber Investoren im Fundraising. Investoren achten genauestens darauf, welchen Managern sie ihr Geld anvertrauen – zumal sie dank der Zinswende auch wieder mit risikoärmeren festverzinslichen Wertpapierprodukten auskömmliche Renditen erzielen können und nicht mehr so stark von den alternativen Anlageklassen abhängig sind, wie sie es noch im Niedrigzinsumfeld waren. Es wird spannend sein zu sehen, wie Investoren die Notübernahmen rückblickend bewerten. Goutieren sie letztlich den Restrukturierungserfolg und werten diesen als Nachweis, dass die Fondsmanager auch in besonders schwierigen Situationen in der Lage sind, das ihnen anvertraute Kapital zu schützen? Oder strafen sie den Fondsmanager dafür ab, dass er überhaupt erst in ein Unternehmen investiert hat, das in so eine prekäre Lage kommen konnte?

Indem Debt Funds Sanierungsfälle für in der Regel den obligatorischen 1 Euro übernehmen, kaufen sie sich zumindest eins: Zeit. Bilanziell muss der Debt Fonds in seinem Jahresabschluss die alte Kreditforderung in eine neue Beteiligung umwandeln. Der Wert der bisherigen Forderung wird dabei auf null gesetzt, und die Höhe der Beteiligung entspricht dann dem neuen Wert des angesetzten Eigenkapitals. Die Differenz ist der Verlust, den der Kreditfonds allerdings wieder wettmachen kann – sofern es ihm gelingt, den Wert des Unternehmens zu steigern und für einen guten Preis einen Käufer zu finden.

Kann Private Debt mehr als Wachstumsfinanzierung?

Debt Funds müssen nun den Nachweis erbringen, dass sie nicht nur mit hoher Entscheidungsgeschwindigkeit und tiefen Taschen in einer heilen Welt rasantes Wachstum finanzieren, sondern dass sie in einem widrigen Marktumfeld auch sanieren können. Es ist zu hoffen, dass die immer größer gewordenen Debt Funds zuletzt nicht nur gute Dealmaker eingestellt haben, sondern auch ausreichend Restrukturierungskapazitäten aufgebaut haben.

Dass mehrere Kreditfonds in Krisenfällen nun die Schlüssel übernehmen, ist ein gutes Zeichen. In keinem der genannten Fälle haben sich aggressive Investoren günstig ins Fremdkapital eingekauft, um dieses in Eigenkapital zu wandeln. Keiner der involvierten Debt Funds hat seine Kredite verkauft, und ohne eine gütliche Einigung mit den bestehenden Gesellschaftern hätte womöglich der Gang zum Amtsgericht bevorgestanden. Debt Funds können am Ende vielleicht doch mehr als nur Schönwetter-Finanzierungen. Dem ein oder anderen vorlauten Banker dürfte das zu denken geben.

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