Fußball

Finanzinvestoren ringen um Bundesliga-TV-Rechte

Die 36 Vereine der 1. und 2. Bundesliga stimmen am 11. Dezember über den Verkauf eines Minderheitsanteils an den Lizenzerlösen aus den TV-Rechten ab. Rund 1 Mrd. Euro für Streaming-Investitionen soll das einspielen. Ob beim dritten Anlauf eine Zweidrittelmehrheit zustande kommt, erscheint höchst fraglich.

Finanzinvestoren ringen um Bundesliga-TV-Rechte

Finanzinvestoren ringen um Bundesliga-TV-Rechte

Eine zeitlich begrenzte Minderheitsbeteiligung an den Lizenzerlösen soll der DFL rund 1 Mrd. Euro bringen

Von Christoph Ruhkamp, Frankfurt

Am 11. Dezember wird es spannend bei der DFL. Nach dem krachend gescheiterten ersten Versuch im Mai wagt die Deutsche Fußball Liga (DFL) bei der Mitgliederversammlung am Montag einen neuen und dritten Anlauf: Die 36 Clubs der 1. und 2. Bundesliga stimmen erneut über einen möglichen Investorendeal ab, um mehr Geld für Investitionen einzuspielen. Es braucht eine Zweidrittelmehrheit, damit die neuen Geschäftsführer der DFL in Verhandlungen mit Investoren eintreten, die sich an den Bundesliga-Vermarktungsrechten beteiligen wollen. Dass darüber abgestimmt wird, hatten das Präsidium und der Aufsichtsrat der Liga-Gesellschaft Mitte November beschlossen. Für eine 8%-Beteiligung an den TV-Erlösen soll der Partner zwischen 900 Mill. und 1 Mrd. Euro, verteilt auf mehrere Spielzeiten, zahlen. Der Vertrag soll eine Maximallaufzeit von 20 Jahren haben und bis zum Beginn der Saison 2024/25 unterzeichnet sein.

Finanzinvestoren wie Blackstone, EQT und CVC Capital Partners haben bereits erste Gebote für die Minderheitsbeteiligung an dem Unternehmen eingereicht, das die Übertragungsrechte für die deutschen Fußball-Spitzenligen hält. Die Offerten der Private-Equity-Firmen sollten bis zum 30. November bei der DFL Deutsche Fußball Liga GmbH eingehen.

Wer nicht bieten darf

Die Bieter – und ihre Investoren – müssen einem Dokument zufolge, das der Nachrichtenagentur Bloomberg vorliegt, aus westlichen Ländern stammen. Das bedeutet offenbar, dass kapitalkräftige Geldgeber aus dem Nahen Osten oder China ausgeschlossen sind. Die DFL behält sich demnach auch das Recht vor, Bieter auszuschließen, die mit mehr als 10% an einer konkurrierenden Liga beteiligt sind, heißt es in dem Dokument. Der Finanzinvestor CVC Capital, der an der französischen und der italienischen Liga beteiligt ist, gehörte zu den Bewerbern in einem früheren Bieterverfahren, das im Mai per Abstimmung unter den Vereinen gestoppt wurde. Laut dem Dokument müssen sich die Bieter darüber hinaus zu einer achtjährigen Mindesthaltedauer verpflichten.

Das Geschäft mit dem Fußball lohnt sich. Für die Saison 2021/22, die durch die Pandemie geprägt war, gibt es Kennzahlen: 3,6 Mrd. Euro Umsatz erzielten die 18 Clubs des Bundesliga. Das entspricht einer Steigerung von 3,9% im Vergleich zur Vorsaison. Von den gesamten Einnahmen entfielen 1,38 Mrd. Euro oder 38% auf die mediale Verwertung. Zum Vergleich: Der Umsatz der höchsten deutschen Spielklasse in der letzten Vor-Corona-Saison 2018/19 lag bei 4,02 Mrd. Euro.

"Strategische Vermarktungspartnerschaft"

Das Geld aus dem jetzt geplanten TV-Rechteverkauf soll überwiegend in Investitionen fließen, "um die Bundesliga (...) zukunftsfähig aufzustellen", wie es in der DFL-Mitteilung im November hieß. Es gehe darum, "durch heutige Investitionen langfristig die Erlöse aus der Zentralvermarktung zu erhöhen, wovon alle Clubs profitieren würden", warben die beiden DFL-Geschäftsführer Marc Lenz und Steffen Merkel um die Zustimmung der Clubs für die "strategische Vermarktungspartnerschaft".

Sie denken dabei unter anderem an den aufwendigen Kampf gegen illegale Livestreams, den Aufbau einer eigenen Streaming-Plattform, um vor allem mehr Fans im Ausland für die Bundesliga zu interessieren. Weltweit lenken die englische Premier League und die spanische Liga die größte Aufmerksamkeit auf sich. Für die Streaming-Aktivitäten sind offenbar 600 Mill. Euro vorgesehen, der Rest soll nach und nach an die Clubs ausgeschüttet werden. Eine fast doppelt so hohe Kapitalspritze, für die Investoren 12,5% an einer Bundesliga-Vermarktungsfirma kaufen wollten, war im Frühjahr bei einer Abstimmung unter den Clubs der DFL durchgefallen. Die notwendige Zweidrittelmehrheit war mit 20 von 36 Ja-Stimmen verfehlt worden. Diesmal sollten die 36 Clubs frühzeitig eingebunden werden.

Köln und Freiburg dagegen

Doch schon vorher hat sich der 1. FC Köln als zweiter Fußball-Bundesligist nach dem SC Freiburg öffentlich gegen den Einstieg eines Investors positioniert. "Die DFL hat ihren Investoren-Vorschlag deutlich nachgebessert. Aber es wurde leider immer noch nicht ausreichend geprüft, ob es sinnvollere Alternativen zu einem Private-Equity-Investor gibt", sagte Kölns Vizepräsident Eckhard Sauren der ARD: "Wir halten es weiterhin für zwingend notwendig, dass ausschließlich die 36 Profi-Vereine über die Entwicklung des deutschen Profifußballs entscheiden und dabei kein Private-Equity-Unternehmen mit am Tisch sitzt."

Aus Sicht der Fans wäre der Verkauf eine Art Dammbruch. Sie unterscheiden kaum, ob ein Teil der Vermarktungserlöse versilbert wird, um damit in Themen wie die Digitalisierung zu investieren – oder ob einem Private-Equity-Unternehmen die Mehrheit an einem einzelnen Verein gehört. Beides ist für viele Fußballbegeisterte des Teufels.

Schon gebeutelt von Finanzinvestoren fühlen sich beispielsweise die Anhänger von Hertha BSC. Im November 2022 hat der US-Finanzinvestor 777 Partners vom umstrittenen Unternehmer Lars Windhorst dessen Anteile in Höhe von 64,7 % an der Hertha BSC GmbH & Co KGaA übernommen. Die Transaktion war der bis dahin größte Einkauf eines ausländischen Unternehmens in der Fußball-Bundesliga und für 777 Partners das größte einzelne Investment im Sportgeschäft.

Fußball-Unternehmensgruppe

Es war auch das jüngste Beispiel für den Trend, mehrere Clubs in einer Unternehmensgruppe zu versammeln. Der in Miami ansässige Finanzinvestor 777, der von den Mitbegründern Steven Pasko und Josh Wander geleitet wird, gehört zu den Firmen, die Vereine aufkaufen, um sich die lukrativen Erträge aus dem Fußballgeschäft zu erschließen. Die starke Nachfrage der Investoren nach Beteiligungen an Vereinen hat sie sogar nach Deutschland gelockt, obwohl hierzulande strenge Eigentumsvorschriften, die den Bedürfnissen der Fans Vorrang vor finanziellen Exzessen einräumen, Käufer jahrelang abgeschreckt haben. Vor allem US-Investoren sind vom Wachstumspotenzial und von den niedrigeren Bewertungen des europäischen Fußballs im Vergleich zu ihrer Heimat angetan.

Andere Ligen haben bereits über Investorenmodelle viel Geld eingenommen: 2,7 Mrd. Euro kassierte die spanische La Liga und 1,5 Mrd. Euro bekam die französische Ligue 1. Investiert hat in beiden Fällen CVC Capital Partners. Nur Real Madrid und der FC Barcelona lehnten das Zusammenkommen von La Liga mit dem Finanzinvestor ab. Im Falle der Ligue 1 ging es um einen Anteil von 13%. Das Geld wurde unter den Erstligisten aufgeteilt.

Der Finanzinvestor CVC hat am meisten Erfahrung mit der Vermarktung von Senderechten an Sportveranstaltungen. Die Briten, die formal ihren Sitz wie viele andere Private-Equity-Firmen in Luxemburg haben, waren Eigentümer des milliardenschweren Autorennens Formel 1.

CVC am erfahrensten

Die Private-Equity-Firma, die in Deutschland von Ex-Goldman-Sachs-Banker Alexander Dibelius geführt wird, gehört vor dem Hintergrund der einschlägigen Erfahrungen mit der Sportbranche zu den Interessenten, denen gute Chancen auf den Zuschlag für die DFL-Rechte eingeräumt wurden. Entsprechend groß wird das Interesse daran sein, wie sich der Einstieg von CVC bei der Ligue 1 auswirkte. Der Aufteilungsschlüssel der französischen Erstligisten für den Erlös aus dem Anteilsverkauf ist bekannt – und recht ungleich: Paris Saint-Germain erhielt mit 200 Mill. Dollar den größten Anteil. Lyon und Marseille erhielten jeweils etwas weniger als 100 Mill. Dollar, während mehrere andere Vereine, darunter Nizza und Monaco, etwa 87,7 Mill. Dollar bekamen.

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