First-Republic-Deal ist alternativlos und doch problematisch
First Republic
Problematisch alternativlos
Von Alex Wehnert
Die mit staatlicher Unterstützung realisierte Übernahme verschärft das Too-big-to-fail-Problem in den USA.
Die Übernahme der First Republic Bank durch J.P. Morgan ist alternativlos – und wirft doch schwerwiegende neue Probleme auf. Denn das größte Geldhaus der USA wird in der Folge noch einflussreicher, die Konzentrationsrisiken im Finanzsektor nehmen weiter zu. Dies schafft einmal mehr Widersprüche zwischen Realität und politischem Anspruchsdenken, will Präsident Joe Biden die Macht von Großkonzernen und führenden Wall-Street-Firmen doch eigentlich beschneiden.
Die mit staatlicher Unterstützung durchgezogene First-Republic-Übernahme verschärft das Too-big-to-fail-Problem nun stattdessen und droht, Fehlanreize und Wettbewerbsverzerrungen im Finanzsektor zu verstärken. Allerdings stand auch kein anderer realistischer Ausweg offen. Zwar boten angeblich mindestens drei weitere Branchenvertreter auf Einlagen und Wertpapierpositionen des kalifornischen Kreditinstituts, das der staatliche Einlagensicherungsfonds FDIC am Montag unter Zwangsverwaltung stellte. Doch der Regulator ist verpflichtet, das für ihn günstigste Angebot anzunehmen. Und obwohl die FDIC den Deal mit hohen Mittelaufwendungen unterstützt, bot J.P. Morgan nach Angaben des Regulators die besten Konditionen.
Die führende US-Bank war laut Insidern als einziges Finanzinstitut bereit, so gut wie alle Assets der First Republic zum Marktwert zu übernehmen. Darunter fielen auch die Hypothekenkredite der Bank, vor denen andere Geldhäuser die Finger lassen wollten. Indem J.P. Morgan den Zuschlag erhielt, ließ sich ein langwieriger Auktionsprozess für diese Assets vermeiden. Die erhoffte Ruhe im Finanzsektor ist trotzdem nicht eingekehrt, Aktien von Regionalbanken sackten am Dienstag weiter ab. Zwar betonen Ökonomen, dass die Gefahr direkter Ansteckungseffekte durch den First-Republic-Kollaps gering ist. Doch die Verwerfungen im Bankensystem sind von Anfang an nicht Ausdruck einer Kettenreaktion zwischen einzelnen Instituten, sondern eines allgemeinen Vertrauensverlusts.
Gerade die Alternativlosigkeit des First-Republic-Deals sollte Behördenvertretern daher zu denken geben. Sie müssen darauf fokussieren, das Bankensystem nicht nur in der Spitze, sondern auch in der Breite zu stärken. Die Aufsicht der Federal Reserve hat dafür strengere und präzisere Eigenkapital- und Liquiditätsanforderungen für kleinere Institute vorgeschlagen. Die Regulatoren brauchen aber auch bessere Durchgriffsmöglichkeiten – und müssen sich wachsamer zeigen, wo sie bislang zu oft geschlafen haben.