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Datenkosmetik der Regierung

Die sinkende Geldentwertung in den USA kommt den Akteuren an den Finanzmärkten und der Fed gerade recht – und auch der Biden-Administration, die geschickt Spielräume bei der Berechnung der Inflationsrate genutzt hat.

Datenkosmetik der Regierung

US-Inflation

Datenkosmetik
der Regierung

Von Dieter Kuckelkorn

Die Daten zu den US-Verbraucherpreisen sind exakt so hereingekommen, wie es sich die Akteure an den Kapitalmärkten erhofft hatten: Die Inflation in den USA hat sich von 3,5% im Vormonat auf 3,4% abgeschwächt. Damit ist die befürchtete Beschleunigung der Geldentwertung ausgeblieben, und sämtliche Sterne am Himmel der US-Volkswirtschaft befinden sich nun in genau der richtigen Konstellation für rasche Zinssenkungen der Fed, bevor diese ab dem Spätsommer wegen der Präsidentschaftswahlen vermieden werden. An den Finanzmärkten wurde das gefeiert. Der Dax erklomm ein Allzeithoch von 18.893 Punkten, der Dollar zeigte Schwäche, die Renditen von Staatsanleihen gaben spürbar nach, und der Goldpreis bewegte sich wieder auf sein Allzeithoch zu.

Dabei sind sich zumindest die US-Marktteilnehmer durchaus der Tatsache bewusst, dass es bei den Inflationsdaten zu einer gewissen Datenkosmetik durch die Regierung gekommen ist. Dabei geht es um die vom US-Arbeitsministerium erhobene „owner-equivalent rent“. Dies ist eine in die Berechnung der Verbraucherpreise eingehende fiktive Miete, die private Eigenheimbesitzer zahlen müssten, wenn sie ihre Immobilie zu mieten hätten. Eine solch fiktive Größe bietet natürlich Ermessensspielräume, die offensichtlich auch genutzt worden sind: Es gab im Januar einen sehr starken Anstieg dieser Größe, für den das Arbeitsministerium keine überzeugende Erklärung geben konnte. In den Monaten seither schwächten sich diese Größe und in der Folge die ausgewiesene Inflation ab, wobei aber die sogenannte Super-Kernrate, die neben den Aggregaten Lebensmittel und Energie auch den Bereich der Wohnimmobilien und Mieten ausklammert, auffällig höher ausfiel. Ökonomen äußerten den Verdacht, dass hier mit Blick auf eine möglichst günstige Wirtschaftsentwicklung in den Monaten vor den US-Wahlen im November quasi Inflation vorgezogen worden ist, um der Fed im Frühsommer freie Hand zu geben.

Übrigens: Die Super-Kernrate ist aktuell weiter gestiegen, sie hat mit 5,05% den höchsten Stand seit April 2023 erreicht.

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