Großbritannien erntet Brexit-Dividende
KI-Deal
London erntet Brexit-Dividende
Von Andreas Hippin
Der mehrtägige Staatsbesuch von US-Präsident Donald Trump in Großbritannien wird von Ankündigungen großer US-Technologiefirmen begleitet, Milliardeninvestitionen zu tätigen. Trump und der britische Premierminister Keir Starmer werden eine Technologieallianz unterzeichnen, die es in sich hat. Denn wenn beide Nationen an einem Strang ziehen, können sie globale Standards für Themen wie künstliche Intelligenz, Blockchain oder die Tokenisierung von Assets setzen.
Noch ist nicht so ganz klar, was in dieser Allianz so alles enthalten sein wird. Aber sie wird ausbaufähig sein, so viel ist sicher. Das Vereinigte Königreich profitiert dabei vom Austritt aus der EU. Es bietet mehr Freiheit bei der Entwicklung von KI-Anwendungen als der Handelsblock, der auf eine enge Regulierung setzt. Eine der Folgen ist, dass bei den Apple Air Pods Pro 3 die Live-Übersetzungsfunktion innerhalb der EU nicht zur Verfügung stehen wird. Das ist noch zu verschmerzen. Der Deal, den Großbritannien herausgeholt hat, zeugt jedoch von den Chancen, die man hätte haben können, wenn Brüssel sich nicht aufsichtsrechtlich ins Abseits begeben hätte.
Handfeste Interessen
Onkel Donald will sich nicht als Onkel Dagobert zeigen, wenn er König Charles die Hand schütteln darf. Doch stecken natürlich in erster Linie handfeste wirtschaftliche Überlegungen hinter dem Interesse der US-Techbranche an Großbritannien. Sie will davon profitieren, dass britische Universitäten alljährlich hochqualifizierte Absolventen hervorbringen, die für wesentlich niedrigere Gehälter arbeiten als Hochschulabgänger in den Vereinigten Staaten.
Britische Universitäten liefern ein Ökosystem für Innovationen, wenn man sie lässt. Cambridge hat den Chipdesigner Arm hervorgebracht, auf dessen Architektur das mobile Internet läuft. DeepMind, ElevenLabs und Synthesia gingen in Großbritannien an den Start. Wenn US-Firmen nun die für den breiten Einsatz von KI benötigte Rechenzentrumsinfrastruktur finanzieren, ist allen gedient. Vor allem Starmer, der damit im Bemühen um wirtschaftliches Wachstum einen dringend benötigten Erfolg vorzeigen kann.