KommentarUS-Wirtschaft

Grund zum Optimismus

Einzelne Konjunkturdaten, die oft nur Schnappschüsse sind und starken Schwankungen unterliegen können, sollten nicht von dem insgesamt positiven Bild der US-Wirtschaft ablenken.

Grund zum Optimismus

US-Wirtschaft

Grund zum Optimismus

Peter De Thier

Zwar verdienen Ökonomen damit ihr Geld, gleichwohl ist es müßig, anlässlich jedes neuen Berichts zum US-Arbeitsmarkt oder zu den Aussichten der Gesamtwirtschaft über die Bedeutung einzelner Konjunkturdaten für den geldpolitischen Kurs der Fed zu diskutieren. So entstanden im August in der Privatwirtschaft weniger neue Jobs, als Volkswirte vorausgesagt hatten. Auch sorgte das Handelsministerium für eine Überraschung mit der relativ starken Revision der Wachstumsrate, die für das erste Quartal und aufs Jahr hochgerechnet von 2,4 auf 2,1% nach unten korrigiert wurde. 

Gleichwohl sollte den Zahlen aus mehreren Gründen keine allzu große Bedeutung beigemessen werden. Zum einen deswegen, weil die Revisionen starken Schwankungen unterliegen und es durchaus sein kann, dass die dritte und letzte Schätzung des Wirtschaftswachstums wieder einen anderen Wert für die Zunahme des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ergibt. Auch ist durchaus denkbar, dass schon am Freitag vom amtlichen Bericht des US-Arbeitsministeriums ganz andere Signale ausgehen als von der privaten Firma ADP – nicht zuletzt aus methodologischen Gründen.

Festzuhalten bleibt, dass, egal ob die Zahlen die Markterwartungen leicht unterschreiten oder übertreffen, die US-Wirtschaft bemerkenswerte Resistenz demonstriert hat und sich der stete, wenn auch unspektakuläre Aufschwung unvermindert fortsetzt. Dabei hatten die meisten Experten der weltgrößten Volkswirtschaft angesichts der hohen Inflation, steigender Zinsen und anderer Faktoren – unter anderem geopolitischer Unruhen – vor wenigen Monaten niemals zugetraut, sich in der zweiten Jahreshälfte 2023 in so robuster Verfassung zu präsentieren. Man denke nur an einen den prominentesten unter den Pessimisten, J.P.-Morgan-Chase-Chef Jamie Dimon, der lange Zeit eine Rezession für unausweichlich hielt.

Unter Dach und Fach ist die „weiche Landung“ noch nicht. Gleichwohl spricht vieles dafür: eine Arbeitslosenquote von nur 3,5%, eine geringere Teuerung und das sich abzeichnende Ende der Zinserhöhungen. Dass die Währungshüter im September eine weitere Zinspause einlegen werden, gilt als sicher. Sollten sich danach Signale mehren, die auf eine weiter nachlassende Inflation hindeuten, dann könnte die Fed auch im November auf eine Straffung verzichten. Ein paar Tausend Jobs mehr oder weniger oder ein paar Zehntelprozentpunkte an Wachstum, die ohnehin Schwankungen unterliegen, sollten nicht von dem insgesamt positiven Bild ablenken.

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