KommentarBörsen-Listing

Heimspiel für Tui

Für die Tui hat der Fokus auf ein heimisches Listing wichtige Vorteile, ein Signal für den Finanzplatz ist das aber nicht

Heimspiel für Tui

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Heimspiel
für Tui

Von Heidi Rohde

Für die Tui hat der Fokus auf ein heimisches Listing wichtige Vorteile, ein Signal für den Finanzplatz ist das aber nicht.

Die Tui bläst zehn Jahre nach dem Merger mit der britischen Tochter Tui Travel, der damals die Entscheidung für ein Dual Listing in London und Frankfurt begründete, zum Rückzug an den heimischen Finanzplatz. Künftig will der ehemalige Dax-Konzern wieder einzig im Prime Standard der Frankfurter Börse notiert sein und sich die Komplexität und die Kosten eines Doppellistings sparen. Der Schritt, über den die Aktionäre noch abstimmen müssen, ist ohne Zweifel auch ein Gewinn für den Finanzplatz, an dem sich absehbar ein neues MDax-Mitglied einfindet; ein Kontraindikator zu dem Fanal, das der Abschied des Dax-Riesen Linde darstellte, ist die Tui-Heimkehr allerdings nicht.

Hausgemachte Gründe

Zum einen ist klar, dass sich hier kein Schwergewicht anmeldet, für das die umstrittene Kappungsgrenze, die für Linde Stein des Anstoßes war, in absehbarer Zeit eine Rolle spielen könnte, so dass die Tui mit ihren Plänen vermeintlich ein Signal setzen könnte, dass die Frankfurter Börse trotz teilweise widriger Regularien dennoch ein Platz der Wahl ist. Dies ist sie für die Tui vor allem aus hausgemachten Gründen.

Zum anderen ist die Aktionärsstruktur des von der Pandemie und dem Ukraine-Krieg doppelt getroffenen Touristikriesen aufgrund der Krisenbewältigung kräftig aufgemischt und neu sortiert worden. Der Verlust des russischen Großaktionärs Alexej Mordaschow, der aufgrund des Sanktionsregimes nach dem russischen Überfall auf die Ukraine an keiner Kapitalerhöhung mehr teilnehmen konnte, hat nolens volens dazu geführt, dass die Tui andere Aktionäre an Bord nehmen musste. Wie sich herausstellte, waren dies vornehmlich deutsche, und sie handeln die Tui-Aktie auch bevorzugt im Inland.

Quorum gesichert

Dass die Zahl der deutschen Aktionäre inzwischen drei Viertel ausmacht, dürfte unterdessen von der Tui selbst zumindest wohlwollend begleitet worden sein. Denn für die Konzerntochter Tuifly gelten die EU-Anforderungen an Eigentum und Kontrolle von Fluggesellschaften, wie der Reisekonzern selbst hervorhebt. Solange bei Tui eher die Devise galt, durch eine eigenständige Börsennotiz im operativ wichtigsten Markt Großbritannien dort auch verstärkt um Investoren zu werben, bestand mitunter die Gefahr, dass deren Anteil 50% überschreiten könnte. Das hätte die Airline in Kalamitäten gebracht. Ohne solche dürfte der Beschluss der Hauptversammlung über die Bühne gehen, denn bei 75% deutschen Aktionären ist das Event für die Tui wohl ein Heimspiel mit großen Siegchancen.

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