KommentarLandesbausparkassen

In der Pole-Position

Mit der Entscheidung für die Fusion der Landesbausparkassen Südwest und Bayern ist das neue Institut der Aufsicht durch die Europäische Zentralbank (EZB) ausgesetzt.

In der Pole-Position

Landesbausparkassen

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Pole-Position

Von Thomas Spengler

Kein Zweifel, die fusionierte LBS Süd, die mit Abstand größte der insgesamt fünf Landesbausparkassen in Deutschland, ist in die Pole-Position vorgerückt. Sollte es zu einer weiteren Konsolidierung innerhalb dieser Institutsgruppe kommen, mag kaum ein Weg an dem LBS-Riesen mit Doppelsitz in Stuttgart und München vorbeiführen. Vor allem die Homogenität des Finanzprodukts Bausparvertrag spricht hier für die Realisierung weiterer Skaleneffekte durch unternehmerische Größe. Und doch ist ein solcher Schritt nicht so trivial, wie er vielleicht manchen erscheinen mag. Denn nicht von ungefähr soll es noch bis 2027 dauern, bis die technische Verschmelzung der beiden Partner über die Bühne gegangen sein wird – nachdem die rein rechtliche Fusion bereits im vergangenen August rückwirkend zum 1. Januar 2023 erfolgt war. Es ist daher eher eine Frage der Evolution, wie der Chef der LBS Süd, Stefan Siebert, es nennt, über die die Träger der verbliebenen Institute aus dem Sparkassenlager irgendwann einmal weitere Konsolidierungsschritte entscheiden mögen.

Dabei hat man sich mit der Entscheidung für die Fusion der Landesbausparkassen Südwest und Bayern auch der Aufsicht durch die Europäische Zentralbank (EZB) ausgesetzt. Institute mit einer Bilanzsumme von 30 Milliarden Euro und mehr sind davon betroffen. Doch die EZB fremdelt bekanntlich mit einem Produkt wie dem Bausparvertrag, der Zinsbindungen über Dekaden hinweg festschreibt und so dem Kunden das Zinsänderungsrisiko nimmt – weshalb es gilt, dicke Bretter in Sachen Erklärungsbedarf bei der Aufsicht zu bohren. So verursacht die Überwachung durch die EZB zunächst einmal nur Kosten, etwa für die Anpassung der Unternehmenssteuerung und Regulatorik oder das Know-how externer Berater, deren es am Anfang bedarf. Hinzu kommen mindestens 30 IT-Spezialisten, die sich nur um die Anforderungen der Aufsicht kümmern. Insgesamt kostet das Riesenprojekt EZB, wie es intern heißt, die neue LBS Süd einen „namhaften zweistelligen Millionenbetrag“. Und je mehr Schultern ihn tragen, desto günstiger wird’s für jeden Einzelnen – auch in der Pole-Position.

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