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IPO-Markt kippt wieder weg: Nach Renk-Absage wackelt auch DKV Mobility

Nicht einmal der Rüstungszulieferer Renk mit Sonderkonjunktur im Krieg kommt gegen das Marktumfeld an. Inmitten des Ausverkaufs an den Bondmärkten und der Kurskorrektur an den Aktienmärkten hätte es auch jeder andere Börsengang schwer.

IPO-Markt kippt wieder weg: Nach Renk-Absage wackelt auch DKV Mobility

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Auf dem
Rückzug

Von Christoph Ruhkamp

Nicht einmal ein Rüstungs­zulieferer wie Renk mit Sonderkonjunktur im Krieg kommt gegen das Markt­umfeld an. Inmitten des Ausverkaufs ­­ hätte es auch jeder andere ­Börsengang schwer.

Die Party war superkurz, und jetzt ist sie auch schon wieder vorbei. Nach den drei größeren Tech-IPOs in den USA sanken die Kurse schnell wieder in Richtung Ausgabepreis oder darunter. In Deutschland schaffte es noch der Medikamentenverpacker Schott Pharma an die Börse. Aber das Rüstungsunternehmen Renk hat jetzt im allerletzten Moment die Reißleine gezogen und den Börsengang in der Nacht zum Donnerstag wieder abgeblasen. Der finale Angebotspreis war von den federführenden Investmentbanken Citigroup, Deutsche Bank und J.P. Morgan schon bei 15 Euro am untersten Ende der Spanne festgesetzt worden. Das Orderbuch war auch überzeichnet – aber so schwach überzeichnet, dass sowohl Hedgefonds als auch Long-only-Investoren wie Blackrock an der hohen Zuteilungsquote erkannt hätten, wie schwach die Nachfrage war. Es hätte ein kräftiger Kurssturz am ersten Handelstag gedroht, und danach hätte der Finanzinvestor Triton, der Eigentümer von Renk, lange warten müssen, bis der Kurs wieder ein Niveau erreicht hätte, auf dem man sich von weiteren Anteilspaketen hätte trennen wollen.

Das Unternehmen Renk hat den Börsengang auch gar nicht nötig, um sein Wachstum zu finanzieren. Das Geschäft mit Panzergetrieben läuft prächtig, weil der Krieg in der Ukraine tobt. Der Emissionserlös wäre ohnehin vollständig an Triton geflossen. So konnte das IPO ohne großen Schaden abgeblasen werden. Doch der Rückzug kurz vor dem Debüt sagt etwas über den Zustand des Marktes aus. Nicht einmal ein Rüstungszulieferer mit Sonderkonjunktur kommt gegen das Marktumfeld an. Inmitten des Ausverkaufs an den Bondmärkten und der Kurskorrektur an den Aktienmärkten hätte es auch jeder andere Börsengang schwer. Nicht nur Rüstungsfirmen wie Hensoldt oder Rheinmetall verzeichnen Kursverluste – auch nahezu alle größeren europäischen IPOs dieses Jahres notieren unter Ausgabepreis.

Insofern wäre es überraschend, wenn heute oder am Montag die Intention to Float vom Tankkartenanbieter DKV Mobility käme, die eigentlich erwartet worden war. Das IPO-Fenster dürfte sich vielmehr für den Rest dieses Jahres wieder geschlossen haben. Für kurze Zeit war Frankfurt mit den Börsengängen von Ionos, Thyssenkrupp Nucera und Schott Pharma der Lichtblick in Europa. Jetzt ist dieser glückliche Moment schon wieder vorbei. Wer es jetzt nicht an die Börse geschafft hat, wird das IPO für das kommende Jahr vorbereiten.