Japan verliert, um zu gewinnen
Handelsabkommen
Japan verliert, um zu gewinnen
Von Martin Fritz
Nach einem japanischen Sprichwort kann man verlieren, um zu gewinnen. Dieses Bonmot trifft auch auf den Handelsvertrag zu, auf den sich Japan und die USA verständigt haben. Die USA hatten Japan bei den Zollverhandlungen Priorität gegeben, in der irrigen Annahme, dass die Regierung in Tokio wegen ihrer militärischen und ökonomischen Abhängigkeit von Washington einen schnellen Abschluss anstreben würde.
Umstrittener Autoimportzoll
Doch der sturköpfige Premierminister Shigeru Ishiba wollte vor der wichtigen Oberhauswahl keinen Kompromiss eingehen, den ihm die Opposition hätte ankreiden können. Er vertraute darauf, dass die USA ihrem wichtigsten Sicherheitspartner in Ostasien und ihrem größten Privatinvestor der vergangenen fünf Jahre Sonderkonditionen gewähren würden. Ishiba bestand daher lautstark auf der Streichung des Autozolls von 25%, den Trump Anfang April zusätzlich zum vorigen Einfuhrzoll von 2,5% verhängte und damit ein Versprechen aus seiner ersten Amtszeit an Japans damaligen Premier Shinzo Abe brach.
Mit der Einigung auf 15% für Autos gab Ishiba zwar klein bei, aber bekam letztlich doch, was er für diesen Sektor erreichen wollte. Für Japans Autobauer sind die USA der wichtigste Absatzmarkt mit attraktiven Margen. 30% aller japanischen Autoexporte gehen dorthin. Toyota verkauft dort 30% ihrer Autos, Honda 38%. Der bisherige Autozoll von 27,5% verursacht den sieben japanischen Autobauern laut UBS Securities jährliche Zollkosten von 3,5 Bill. Yen (20 Mrd. Euro), die Hälfte davon bei Toyota. Der Deal mit Trump senkt diese Kosten um knapp die Hälfte.
Schutz vor China-Konkurrenz
Diese Bürde können die Hersteller nicht nur verschmerzen, weil sie einen Teil davon an die Kunden weitergeben werden. Vor allem hält Trump ihnen durch seine Zollpolitik die chinesische Konkurrenz bei Elektroautos vom Leib. Dadurch können Toyota & Co. mit ihren hochprofitablen Hybridautomodellen weiter den US-Markt dominieren. Eigentlich könnten die Japaner mit den preisgünstigen und technisch fortgeschrittenen Modellen von BYD oder Xiaomi kaum mithalten. Letztlich müssen Japans Autobauer Trump für seinen Protektionismus dankbar sein.