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Gefahren der Konzentration

Die Preisturbulenzen am Kakaomarkt zeigen eindrucksvoll, wie leicht Rohstoffmärkte mit einer erheblichen geografischen Konzentration der Produktion aus den Fugen geraten können.

Gefahren der Konzentration

Rohstoffmärkte

Gefahren der Konzentration

Von Dieter Kuckelkorn

Am Weltmarkt für Kakao hat es eine äußerst bemerkenswerte Preisentwicklung gegeben. Vor rund einem Jahr kostete in London, dem neben New York wichtigsten Handelsplatz, die Tonne Kakao nur rund 2.000 britische Pfund. Vor wenigen Tagen wurde mit 4.916 Pfund ein Rekordhoch markiert. Der Preis hat sich in dieser Zeit also mehr als verdoppelt. Das ist auch für die stets volatilen Märkte für Agrarrohstoffe eine Besonderheit.

Grund dafür sind ungünstige Wetterphänomene – erst Trockenheit durch "El Niño" und dann viel Regen – sowie Pflanzenkrankheiten in Westafrika, die für schlechte Ernten sorgen. In der dortigen Region sind die vier Länder Elfenbeinküste, Ghana, Kamerun und Nigeria für nicht weniger als 75% der weltweiten Ernte verantwortlich. Die Elfenbeinküste als das mit Abstand wichtigste Produzentenland, das jetzt auch am stärksten betroffen ist, kommt auf allein 45%. In der Vergangenheit war das anders. Bis in die 1980er Jahre war Brasilien die zweitwichtigste Anbaunation. Dem hat Pilzbefall dann jedoch den Garaus gemacht, sodass das südamerikanische Land momentan jedenfalls fast nichts mehr zur Welternte beiträgt.

Der Kakaomarkt zeigt eindrucksvoll, wie groß die Gefahren einer hohen geografischen Konzentration der Produktion von Rohstoffen sein können. Nun hängt an Kakao sicherlich nicht das Schicksal der gesamten westlichen Zivilisation – auch wenn Schokoholics das möglicherweise anders sehen. Bei Energieträgern und wichtigen Metallen sind die Auswirkungen deutlich gravierender. Auch hier gibt es in vielen Fällen erhebliche geografische Konzentrationen der Erzeugung: Als Beispiele können die Ölregion rund um den Persischen Golf, der Uranmarkt oder auch die Märkte für Seltene Erden dienen. Hier spielt zwar das Wetter eine untergeordnete Rolle, dafür wird die Einflussnahme der Politik immer wichtiger. Daher ist zur Vermeidung erheblicher wirtschaftlicher Kollateralschäden neben dem Streben nach geografischer Diversifikation zur Zurückhaltung bei der politischen Einflussnahme auf Märkte und Produzenten zu raten.

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