KommentarGlobale Vermögen

Luftige Fantasien von UBS und Credit Suisse

Gerade die UBS müsste nach der Erfahrung mit der Credit-Suisse-Rettung wissen, dass sich Vermögensentwicklungen über fünf Jahre im aktuellen Umfeld nicht seriös voraussagen lassen.

Luftige Fantasien von UBS und Credit Suisse

Weltvermögensreport

Luftige Fantasien

Von Daniel Zulauf

Gerade die UBS müsste nach der Erfahrung mit der CS-Rettung wissen, dass sich Vermögensentwicklungen über fünf Jahre im aktuellen Umfeld nicht seriös voraussagen lassen.

Das Wachstum der globalen Haushaltsvermögen hat sich 2022 erstmals seit der Finanzkrise ins Gegenteil verkehrt. Der jährliche Weltvermögensreport von Credit Suisse und UBS weist einen Rückgang der globalen privaten Nettovermögen von 2,4% aus – ein moderater Verlust. Eine Zäsur, wie man sie im vergangenen Jahr noch befürchtet hatte, sähe freilich anders aus.

Allerdings fiel die Vermögensentwicklung in den Industrieländern deutlich schlechter aus als im Rest der Welt. Alte und große Vermögen sind aufgrund ihres überproportional hohen Anteils an Finanzaktiva stärker geschrumpft als die Vermögen gewöhnlicher Haushalte, für die das Eigenheim oft den einzigen bedeutenden Vermögenswert darstellt.

Von einem Bruch des Trends in der globalen Reichtumsentwicklung will die UBS aber gar nichts wissen. Die Großbank geht vielmehr davon aus, dass die privaten Haushalte 2027 um durchschnittlich 38% reicher sein werden als heute und die Zahl der Millionäre weltweit auf 86 Millionen Personen zunehmen wird.

Solche Prognosen stehen naturgemäß auf tönernen Füßen. Nicht nur unterstellen sie implizit eine Fortsetzung des globalen Wirtschaftswachstums, das sich echte Konjunkturforscher höchstens auf ein Jahr hinaus einigermaßen zuverlässig abzuschätzen trauen. Vielmehr implizieren sie auch langfristige Entwicklungen an den internationalen Finanz- und Immobilienmärkten, die kaum zu belegen sind.

Derartige Spielereien führen im aktuellen Umfeld nicht zum Ziel, "das Wohlstandspotenzial zugunsten unserer Gesellschaft besser zu verstehen", wie es sich der Vermögensverwalter selbst auf die Fahne schreibt. Schon ein Blick in den letzten Vermögensreport zeigt, wie fragil die Lage vieler Haushalte in den vergangenen Jahren geworden ist.

Ausgedehnte Unterstützungsleistungen der Regierungen, die auf eine Dämpfung der Folgen der Pandemie abzielten, führten 2021 zu einem Rekordanstieg der Privatvermögen – namentlich in den Industrieländern. Nicht nur auf den Immobilien- und Finanzmärkten dieser Länder atmen die Investoren inzwischen dünne Luft.

Erst vor fünf Monaten mussten UBS und die Schweiz die Credit Suisse vor dem Untergang retten. Die ganze Welt zitterte mit – im Wissen um die Fragilität eines von Ultratiefzinsen und ultraexpansiver Fiskalpolitik gedopten Finanzsystems. Der Welt droht das Ende eines Finanzzyklus, der viele Jahre lang strukturelle Schwächen überlagert hat. Für luftige Fantasien gibt es in diesem Klima keinen Raum.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.