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Allianz in komfortabler Lage

Die Einschätzung des Kapitalmarktes zeigt: Die Allianz erntet die Früchte der vergangenen Jahre. Erfolge stecken für den Versicherer manchmal sogar in Hiobsbotschaften.

Allianz in komfortabler Lage

Allianz

Komfortable Lage

Von Michael Flämig

Die höchste Belastung durch Naturkatastrophen seit mehr als einer Dekade und wider Erwarten keine optimistischere Formulierung der Gewinnprognose: Eigentlich ist dies eine Mischung, die nur im drastischen Absturz des Aktienkurses enden kann. Doch die Investoren haben am Freitag anders entschieden. Bis zum Nachmittag setzten sie die Allianz als Tagessieger im Deutschen Aktienindex an die Spitze. Während der Analystenkonferenz büßte die Aktie die Position ein, beendete den Xetra-Handel aber trotzdem besser als der breite Markt.  

Die Einschätzung des Kapitalmarktes zeigt: Die Allianz erntet die Früchte der vergangenen Jahre. Die operativen Einheiten holen überall ein wenig mehr heraus, als extern zu erwarten ist. Diese Anstrengungen addieren sich. In der Summe landete der operative Gewinn im dritten Quartal ein Zehntel über den Erwartungen der Analysten.

Erfolge stecken manchmal sogar in Hiobsbotschaften. Ein Beispiel: die Schaden- und Unfallversicherung in Deutschland. Das Segment schrieb im dritten Quartal eine schwarze Null, im Vergleich zur Vorjahresperiode löste sich ein operativer Gewinn von 473 Mill. Euro in Luft auf. Trotzdem führt das Ergebnis zur verblüfften Nachfrage eines Analysten, wie sich der gute Wert erkläre. Denn der Gewinneinbruch ist ein Einmaleffekt wegen der Belastungen aus Naturkatastrophen. Das Alltagsgeschäft läuft aber im Schnitt exzellent – und dies, obwohl die Kfz-Versicherung ein wichtiger Bestandteil des Segments ist und obwohl Autoversicherer deutschlandweit tiefrote Zahlen schreiben.

Es ist kaum zu überschätzen, wie die Allianz von den steigenden Zinsen profitiert. Dies zeigen die schnell drehenden Kapitalanlagen in der Schaden- und Unfallversicherung. Die Sparte legt 20 Mrd. Euro jährlich neu an, in rund fünf Jahren wird das gesamte Buch einmal gedreht. Die Wiederanlagerendite ist seit dem Jahr 2021 um mehr als drei Prozentpunkte gestiegen. Da klingeln Hunderte Millionen Euro in der Kasse.

Die Kehrseite der Zinserhöhungen bleiben die Preissteigerungen. Das Thema ist tückisch, weil die Erhöhung der Schadenzahlungen meist der allgemeinen Inflation hinterherhinkt. Aber die Allianz kann mit hohen Preissteigerungen dagegenhalten.

Unter dem Strich ist die Allianz in einer komfortablen Lage. Sie könnte zwar das Abwicklungsergebnis hochschrauben und das Ergebnis pushen. Aber warum, wenn sowieso ein Rekordgewinn in Aussicht ist? Je moderater das Ergebnis pro Aktie steigt, umso einfacher kann der Vorstand auf dem Kapitalmarkttag im Dezember 2024 ein auch optisch anspruchsvolles Mehrjahresprogramm präsentieren.

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