KommentarLeitzins in Japan

Machtkampf ums Gaspedal

Steigende Preise und Löhne sowie negative Realzinsen sprechen schon länger für höhere Zinsen in Japan. Doch die neue Regierung setzt andere Prioritäten.

Machtkampf ums Gaspedal

Leitzins in Japan

Machtkampf ums Gaspedal

Von Martin Fritz

Das wurde aber auch Zeit! Nach langem Lavieren scheint die Bank of Japan (BoJ) endlich bereit zu sein, den Leitzins noch vor dem Jahreswechsel auf 0,75% zu erhöhen. Die Märkte reagierten nervös: Japans Anleihekurse fielen, die Währung wertete auf. Sollte die Bewegung weitergehen, müssten viele Carry-Trader ihre Positionen auflösen. Die Aussicht auf weniger Liquidität am Finanzmarkt wirkte offenbar als ein Tiefschlag für Kryptowährungen. Dabei zeichnete sich die Trendwende bereits ab.

Abstimmung mit Regierung

Im Oktober hatte sich die BoJ wegen der Unsicherheit über die nächste Lohnrunde noch vor der Erhöhung gedrückt, die angesichts hoher negativer Realzinsen und fallender Reallöhne überfällig war. Dass Gouverneur Kazuo Ueda jetzt seine Meinung ändert, hängt jedoch keineswegs mit der Lohnentwicklung zusammen. Vielmehr brauchte die Zentralbank Zeit, um sich mit der neuen Regierung abzustimmen. Premierministerin Sanae Takaichi wünscht sich niedrige Zinsen, um höhere Fiskalausgaben günstig über Anleihen zu finanzieren. Zwei Drittel ihres Konjunkturpakets stemmt sie über Neuverschuldung. Aber nun scheint sie Ueda grünes Licht für einen Zinsschritt gegeben zu haben.

Der Grund dafür ist die Abwertung des Yen um 5% zum Dollar seit der Wahl von Takaichi zur Chefin der Regierungspartei LDP Anfang Oktober. Die schwache Währung importiert Inflation nach Japan, bei Nahrungsmitteln, Brennstoffen, Konsumartikeln und Teilen für die Produktion. Diese Entwicklung konterkariert die hohen Sonderausgaben im Konjunkturpaket zur Linderung der Inflation für Unternehmen und Haushalte, darunter Zuschüsse für Strom und Gas.

Inflation dürfte 2026 sinken

Aber der Zinsschritt beendet den Machtkampf zwischen Takaichi und Ueda nicht. Der Grundkonflikt bleibt: Sie tritt mit höheren Fiskalausgaben aufs Gaspedal, er nimmt den Fuß mit jedem Zinsschritt herunter. Zunächst dürfte die Regierung die Oberhand behalten. Im ersten Halbjahr 2026 drücken Subventionen, Steuersenkungen und ein vermutlich stärkerer Yen die Kerninflation. Damit fehlen der BoJ dann die Argumente für weitere Zinserhöhungen.


Bericht: Japans Notenbank deutet Zinsschritt an