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Kräftige Zinssenkungen sind nur aufgeschoben

Die US-Notenbank wird dieses Jahr wohl noch einmal den Leitzins anheben. Aber 2024 wird es mit den Leitzinssenkungen in den USA losgehen.

Kräftige Zinssenkungen sind nur aufgeschoben

US-Zinspolitik

Senkung nur
aufgeschoben

Von Kai Johannsen

Der jüngste Zinsentscheid der US-Notenbank war nach dem Geschmack der Anleger, und irgendwie dann auch wieder nicht. Die US-Währungshüter beließen am vergangenen Mittwoch den Schlüsselzins in der bisherigen Spanne von 5,25% bis 5,50%. Das war an den Märkten so erwartet. Aber sie stellten den Marktakteuren zugleich in Aussicht, dass es wohl noch einen weiteren Zinsschritt geben wird, und zwar noch in diesem Jahr. Das war so von den meisten Akteuren erstmal nicht erwartet. Vielmehr hatten sich viele darauf eingestellt, dass jetzt das Ende der Fahnenstange bei den US-Leitzinsanhebungen erreicht ist.

Die US-Zinskurve signalisiert einen konjunkturellen Abschwung.

Viele im Markt hatten sich auch darauf eingestellt, dass es 2024 dann wieder zu sinkenden US-Leitzinsen kommt. Davon gehen zwar auch die US-Notenbanker aus, aber nicht mehr so stark, wie sie es zuvor noch angenommen hatten. Die Fed erwartet, dass das US-Zinsniveau im nächsten Jahr jetzt nur noch auf 5,1% sinken wird. Zuvor hatten sie einen Wert von 4,6% zugrunde gelegt. Im Kampf gegen die Inflation wird die Fed also wohl nochmal nachlegen, aber damit steigt auch das Risiko, dass die konjunkturelle Aktivität in den USA unter Druck kommt. Zwar gehen viele Experten – darunter auch die US-Finanzministerin und frühere Fed-Chefin Janet Yellen – davon aus, dass es zu einer weichen Landung der US-Wirtschaft kommt. Aber viele im Markt sehen doch eher eine Rezession größeren Ausmaßes. Darauf stellen sich auch die Zinsmärkte ein. Die US-Zinskurve ist invertiert und signalisiert damit einen konjunkturellen Abschwung. Die zweijährigen US-Renditen liegen aktuell bei um die 5,13%, die zehnjährigen US-Staatsbonds bei rund 4,50%. In der Vergangenheit war die Inversion der Renditestrukturkurve ein recht verlässliches Signal für die künftige Konjunkturentwicklung. Und viele Experten bestreiten das auch aktuell nicht und sehen weiter einen guten Signalgeber in der Zinskurve. Kommt die Wirtschaft stärker unter Druck, muss die Fed ihre Erwartungen an Konjunktur und Leitzinssenkungen demnächst anpassen und später auch entsprechend handeln. Somit wären die dann doch stärkeren Zinssenkungen, die zur Konjunkturunterstützung ergriffen werden müssen, nur aufgeschoben. Aufgehoben sind Zinssenkungen aber gewiss nicht. 2024 geht es los.

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