Mit Apple in Vegas
Was in Las Vegas passiert, bleibt in Las Vegas”, lautet das Freiheitsversprechen des Stadtmarketings der Wüstenmetropole im US-Bundesstaat Nevada, mit dem das Eldorado für Glücksspieler seit mittlerweile knapp 15 Jahren erfolgreich für sich wirbt. Der US-Elektronikkonzern Apple hat den Slogan anlässlich der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas in dieser Woche schlau für die eigenen Zwecke genutzt. “Was auf dem iPhone passiert, bleibt auch auf dem iPhone”, wirbt der Smartphonehersteller mit einem riesigen Plakat am Veranstaltungsort und bezieht damit bereits zum wiederholten Mal Position in der heiß gelaufenen Diskussion zum Umgang mit persönlichen Daten in der Technologiebranche. Wer auf dem Weg zur CES in einer mit Werbung von Google ausgestalteten Stadtbahn sitzt und dabei mit einem Smartphone telefoniert, das sich auf das Betriebssystem Android stützt, soll sich von dem Plakat wohl ganz besonders angesprochen fühlen.So auffällig wie das Plakat ist in Las Vegas sonst nur noch die Abwesenheit von Apple an der CES. Das ist zwar nicht ungewöhnlich, hat der Konzern doch auch in den vergangenen Jahren Abstand von dieser und vergleichbaren Leistungsschauen der Branche gehalten. Die eigenen Produktneuerungen stellt Apple traditionell mit großer Fanfare am Firmensitz in Cupertino vor, wobei diese Showveranstaltungen häufig mehr einer Heiligen Messe als einer Präsentation auf einer Branchenmesse ähneln. Das weltweite Medienecho für ihre Produkte ist den Kaliforniern also auch ohne Auftritt an der CES sicher. Wenige Tage nach der ersten Prognosesenkung des Konzerns seit mehr als 15 Jahren fällt die Abwesenheit in Las Vegas dennoch ins Auge. Denn während die Konkurrenz unter anderem ihre Fortschritte rund um das autonome Fahren, künstliche Intelligenz und Services für den neuen Mobilfunkstandard 5G ausstellt, drängt sich der Verdacht auf, dass Apple auf all diesen Gebieten ins Hintertreffen geraten ist, während der Konzern gestützt auf seinen Blockbuster-Hit, das mittlerweile bald zwölf Jahre alte iPhone, Quartal für Quartal Rekordgewinne eingefahren hat. Noch vor wenigen Jahren wurde Apple in einem Atemzug mit Google genannt, wenn es um die Herausforderer der Automobilindustrie im Rennen um Mobilitätskonzepte der Zukunft ging. Im vergangenen Jahr hat Waymo, bei der die Google-Muttergesellschaft Alphabet mittlerweile alle Aktivitäten rund um die Entwicklung von Roboterautos geparkt hat, rund fünf Millionen Testmeilen mit autonomen Fahrzeugen zurückgelegt. Bei Apple ist das Thema dagegen in der Versenkung verschwunden. Das Auto wird in Zukunft ein Smartphone auf Rädern sein, heißt es. Der Smartphone-Pionier Apple wird bei dieser Entwicklung aber wohl keine Rolle mehr spielen.Auch beim neuen Mobilfunkstandard 5G droht der Konzern in Rückstand zu geraten. Denn der Chiphersteller Qualcomm, mit dem sich Apple seit Monaten wegen Patentverletzungen und hohen Lizenzgebühren in den Haaren liegt, gehört zu den wichtigsten Zulieferern von Mobilfunkchips, die dem neuen Standard gerecht werden. Die Flagschiffprodukte von Samsung, die wegen Unsicherheiten im weltweiten konjunkturellen Umfeld genau wie Apple gerade eine drastische Senkung ihrer Prognose vornehmen musste, werden mit Hilfe von Qualcomm bereits in diesem Jahr für 5G fit gemacht.—–Von Stefan ParaviciniWas in Las Vegas passiert, bleibt in Las Vegas, wirbt die Wüstenstadt auch zur Consumer Electronics Show CES. Apple wird das nur bedingt weiterhelfen.—–