KommentarImmobilienkredite

Nach dem Absturz folgt der Neustart

Für das Neugeschäft mit Immobilienkrediten ist kurzfristig keine Besserung in Sicht. Danach dürfte die Vergabe endlich wieder durchstarten – vermutlich stärker, als EY in einer Prognose festhält.

Nach dem Absturz folgt der Neustart

Immobilienkredite

Absturz und Durchstarten

Von Thomas List

Der Krieg in der Ukraine, Energiekrise, hohe Inflationsraten, steigende Zinsen, die Konjunktur stottert – da ist es kein Wunder, dass auch die Nachfrage nach Krediten sich abschwächt. Das zeigt sich schon sehr deutlich in den ersten sechs Monaten dieses Jahres, nicht nur, aber ganz besonders für Immobilienkredite. Deren Neuvergabe, sowohl für Wohnobjekte als auch für Gewerbeimmobilien, ist im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022 auf rund die Hälfte eingebrochen.

Auch für den Rest des Jahres ist keine Besserung in Sicht. Die EZB dürfte die Zinsen weiter erhöhen. Zwar ist die Inflation etwas zurückgegangen, befindet sich aber in Euroland immer noch auf einem hohen Niveau. Deswegen sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde, ohne den Entscheidungen vorgreifen zu können, dass es unwahrscheinlich sei, “dass die EZB in naher Zukunft mit voller Zuversicht sagen kann, dass der Höhepunkt bei den Zinsen bereits erreicht ist”. Beobachter rechnen frühestens Ende des Jahres, vielleicht auch erst 2024 mit dem Ende der Zinserhöhungen.

Oxford Analytics macht im Auftrag von EY auf Basis von Konjunkturprognosen und Daten der EZB, aber auch anderer Quellen eine genaue Prognose des Kreditvolumens von Haushalten und Unternehmen, wobei es nicht nur eine Gesamtzahl, sondern auch eine Aufschlüsselung nach Unternehmenskrediten, Verbraucherkrediten und Immobilienkrediten gibt, und zwar für die Jahre 2023 bis 2025. Die Tendenz der Prognosen ist nachvollziehbar: schwaches Bestandswachstum im Gesamtjahr 2023, noch schwächeres im kommenden Jahr. 2025 zieht das Wachstum dann wieder an, erreicht aber nicht die Werte der Boomjahre 2021 und 2022. Da man die genauen Quellen der Prognosen nicht kennt, bleibt ein ungutes Gefühl zurück. Sind die Zahlen scheingenau?

Auch für Deutschland hat Oxford Analytics Prognosen analog zu denen für Euroland abgegeben. Da sieht es für 2023 etwas besser aus als in der gesamten Eurozone. Dafür fällt in den kommenden zwei Jahren das Bestandswachstum schwächer aus. Das soll an der stagnierenden deutschen Wirtschaft liegen und am Immobilienmarkt, der zumindest bisher durch eine große Zurückhaltung bei den Investoren geprägt ist. Aber es gibt auch andere Zeichen. So wollen Beobachter gerade jetzt am deutschen Immobilienmarkt einen Stimmungsumschwung ausgemacht haben, der noch in diesem Jahr zu einem wieder anziehenden Transaktionsvolumen führen soll. Dann wäre bei der Kreditnachfrage sicher mehr drin als von EY prognostiziert.

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