LeitartikelGoldpreis

Weitere Rekorde zu erwarten

Für das neue Jahr sind neue Rekordstände beim Goldpreis zu erwarten, die aber nicht weit über dem aktuellen Niveau liegen dürften.

Weitere Rekorde zu erwarten

Goldpreis

Weitere Rekorde zu erwarten

Von Dieter Kuckelkorn

Für das neue Jahr sind weitere Rekordstände beim Goldpreis zu erwarten, die aber nicht weit über dem aktuellen Niveau liegen dürften.

Im bald zu Ende gehenden Jahr hat die Performance der meisten Rohstoffe enttäuscht. Die schwachen weltweiten Konjunkturaussichten und die steigenden Zinsen erwiesen sich als eine deutliche Belastung. Einen Lichtblick hat es aber bei den Edelmetallen gegeben, nämlich beim Goldpreis. Der Preis des gelben Metalls hat seit Jahresanfang rund 12% zugelegt und mit 2.135,40 Dollar je Feinunze am 4. Dezember sogar ein Allzeithoch erreicht.

Dieser Trend ist eigentlich eine Überraschung. In den meisten Weltregionen geht die Inflation zurück, und Gold ist nun mal das klassische Wertaufbewahrungsmittel in Zeiten hoher Geldentwertung. Nach den massiven, durch die Energiepreise verursachten Inflationsschüben ist der Anstieg der Verbraucherpreise beispielsweise in den USA oder in der Eurozone nun aber gar nicht mehr so weit von den Inflationszielen der Notenbanken entfernt. Dies sollte eigentlich Investoren dazu bewegen, ihre Goldbestände wieder abzubauen.

Höhere Opportunitätskosten

Es gibt noch ein weiteres Problem: Gold als Anlagethema stellt ein nicht verzinsliches Asset dar. Während das über viele Jahre in Zeiten eines niedrigen Zinsniveaus kein größeres Problem darstellte, sieht es nach den deutlichen Leitzinsanhebungen durch die Notenbanken anders aus. Da man nun für sichere Anlagen am Bondmarkt wieder eine Rendite erhält, haben die Goldanleger deutlich höhere Opportunitätskosten der Goldanlage zu tragen. So waren beispielsweise die amerikanischen Anleiherenditen im Oktober auf das höchste Niveau seit 16 Jahren geklettert. Dementsprechend haben sich die Finanzanleger mit Engagements in Gold-ETFs deutlich zurückgehalten. Inklusive November hat es sechs Monate mit Mittelabzügen gegeben, wobei 235 Tonnen des Metalls entzogen wurden, wie die Analysten der Commerzbank errechnet haben.

Allerdings ist am Goldmarkt schon einiges vorweggenommen worden, was im neuen Jahr anstehen dürfte. Erwartet wird, dass zunächst die amerikanische Notenbank Federal Reserve und mit einigem Zeitverzug dann auch die EZB die Leitzinsen wieder senken. In der vergangenen Woche hat Fed-Chairman Jerome Powell signalisiert, dass es aller Voraussicht nach keine weitere Zinsanhebung durch die US-Notenbank geben wird, so dass bald der Einstieg in die Zinssenkungen erfolgen könnte. So sind Senkungen um insgesamt rund 150 Basispunkte im kommenden Jahr nicht unrealistisch. Damit werden die Opportunitätskosten der Goldhaltung wieder geringer.

Zentralbanken kaufen

Es gibt noch einen weiteren wichtigen Faktor: So kaufen die Notenbanken weltweit große Mengen an Gold. Das war bereits in den vergangenen Jahren stets der Fall, 2022 und 2023 hat sich dieser Trend allerdings noch einmal deutlich beschleunigt. 2022 waren es mehr als 1.000 Tonnen, im zu Ende gehenden Jahr dürften 1.000 Tonnen gerade erreicht werden. Die Gründe dafür sind vielfältig, wobei auffällt, dass es insbesondere die Zentralbanken aus den Emerging Markets sind, die sich damit hervortun. Die Gründe hierfür sind vor allem in dem deutlich veränderten geopolitischen Umfeld zu sehen, das durch deutlich mehr Unsicherheit, eine wahre Flut an Sanktionen und regelrechte Wirtschaftskriege gekennzeichnet ist. Den Schwellenländern kommt es darauf an, ihre Währungen abzusichern und sich langfristig aus dem Machtbereich der Industrieländer und insbesondere der USA zu entfernen. Langfristig könnte es für die Länder eine Option sein, ihre Währungen mit einer Deckung durch Gold oder einen Korb von Rohstoffen unter Einbeziehung von Gold abzusichern.

Allerdings wird im neuen Jahr dieser Faktor sicherlich nicht ausreichen, um den Goldpreis allein nach oben zu treiben. Und der starke Anstieg des Goldpreises selbst löst Kräfte aus, die eine weitere Verteuerung des Metalls abbremsen. Dies gilt insbesondere für die nicht zu unterschätzende Nachfrage nach Goldschmuck in großen Nachfrageländern wie Indien und China. Daher darf erwartet werden, dass der Goldpreis den größten Teil seines Anstiegs bereits hinter sich hat. Zwar sind auch im neuen Jahr weitere Rekordniveaus beim Goldpreis drin, sie dürften aber nicht sehr weit über dem aktuellen Höchststand liegen.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.