Volkswagen

Nicht geschwächt

VW-Chef Herbert Diess geht aus dem im Herbst eskalierten Machtkampf mit der Arbeitnehmervertretung nicht geschwächt hervor. Der neue Umbau im Konzernvorstand lässt keinen Nachfolger erkennen.

Nicht geschwächt

Wenn Volkswagen in den vergangenen Jahren im Herbst die Ergebnisse der mittelfristigen Investitionsplanungen vorstellte, vermittelten Aufsichtsrat und Vorstand ein Bild der Eintracht. Die Vereinbarungen in den Planungsrunden, mit immer höheren Budgets die Wettbewerbsfähigkeit und die Auslastung der Standorte zu sichern, sorgten aber nie für länger andauernde Ruhe im Unternehmen. Das dürfte sich nach den jetzt vom Aufsichtsrat gebilligten Beschlüssen, die erstmals den größten Anteil der Gesamtinvestitionen für Investitionen in Elektromobilität und Digitalisierung vorsehen, aber auch ein weiteres Stühlerücken im Vorstand, kaum anders ergeben.

Den neuen Burgfrieden nach dem Ende September erneut eskalierten Machtkampf zwischen Konzernchef Herbert Diess und der Arbeitnehmervertretung wird der sich 2022 fortsetzende Chipmangel in der Autoindustrie auf die Probe stellen. Produktionsunterbrechungen, schwache Werksauslastungen und lange Phasen der Kurzarbeit trotz hoher Fahrzeugnachfrage werfen Jahresplanungen bei Absatz und Umsatz über den Haufen. Die Auswirkungen der Unterversorgung mit Halbleitern betreffen auch den Umbau des Konzerns, der dem weiter amtierenden Konzernchef nicht schnell genug vorangeht.

Zudem ist die Gefahr, dass interne Konflikte die Stimmung am Kapitalmarkt gegenüber dem Autobauer verschlechtern, nicht gebannt. Dass Diess, der zuletzt mit Überlegungen für den Abbau von 30000 Arbeitsplätzen in Wolfsburg am Aufsichtsrat vorbei provozierte, das „System Volkswagen“ künftig geschickter spielen wird, ist nicht sicher. Die Erfahrungen der vergangenen sechs Jahre lassen zweifeln.

Und doch geht Diess aus dem Streit der vergangenen Wochen und den Verhandlungen über die Investitionspläne nicht ge­schwächt hervor. Zwar gibt er die Zuständigkeit für den wichtigsten Markt China, in dem VW Marktanteile verliert, ab. Dafür wird er verantwortlich für die Software-Firma Cariad, die im Zentrum des Umbaus des Autoherstellers zum digitalen Tech-Konzern stehen wird. Die aktuellen Personalien, die mit einer Erweiterung des Konzernvorstands einhergehen, lassen nicht erkennen, wer Diess kurzfristig als Konzernchef ablösen könnte. Die Eigentümerfamilien Porsche und Piëch haben sich behauptet. Und Arbeitnehmervertretung und das mit 20% beteiligte Land Niedersachsen erhalten mit der Investitionsplanung wichtige Zu­sagen für die Auslastung der deutschen Standorte. Zumindest für die nächste Zeit dürfte Ruhe herrschen in Wolfsburg.

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