Niemand hat die Absicht, Fredi Bobic abzuwerben
Niemand hat die Absicht, Fredi Bobic abzuwerben, lautet derzeit sinngemäß die Sprachregelung beim Berliner Fußballclub Hertha BSC. Oder um es für Fans von Eintracht Frankfurt ins Umgangssprachliche zu übersetzen, die sich noch an den Abschied von Niko Kovac erinnern können: Stand jetzt hat die Hertha noch keinen Nachfolger für den im Januar beurlaubten Sport-Geschäftsführer Michael Preetz gefunden. Dennoch gilt es in der Hauptstadt längst als ausgemacht, dass der Sportvorstand der Eintracht, der vor wenigen Tagen seinen Abschied in diesem Sommer angekündigt hat, demnächst in der Geschäftsstelle der Hertha im Berliner Olympiapark seinen Dienst antritt. Die „Bild“ ließ Ex-Hertha-Kapitän Dick van Burik, der von 2003 bis 2005 mit Bobic im Olympiastadion auflief, am Freitag schon erklären, warum Bobic „genau der Richtige“ für die Hertha sei.
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„Darum liebt Fredi Bobic Berlin“, titelte die Boulevardzeitung „BZ“ und verwies auf „Fans, Freunde und Familie“. Die Finanzen dürften ebenfalls eine Rolle spielen. Denn Hertha bietet Bobic laut Medienberichten ein Jahresgehalt von bis zu 5 Mill. Euro oder rund das Doppelte seiner Bezüge bei der Eintracht. Der vom Investor Lars Windhorst zum „Big City Club“ umfirmierte Verein kann es sich leisten, hat Windhorst seit dem Einstieg der von ihm geführten Tennor doch schon 290 Mill. Euro überwiesen. Bis zum Sommer sollen weitere 84 Mill. Euro folgen. Auf Platz 4 der Bundesligatabelle, der zur Teilnahme an der lukrativen Champions League berechtigt, steht derzeit trotzdem die Eintracht ohne einen externen Investor. Die Hertha, vor dem Spieltag am Wochenende auf Rang 15, muss die Tabelle umdrehen, um sich in ähnliche Regionen zu träumen. Damit liegt die „Alte Dame“ auch abgeschlagen hinter den „Eisernen“ aus Köpenick, Union Berlin, die den Charlottenburgern gerade den Rang als mitgliederstärkstem Sportverein in der Hauptstadt abgelaufen haben.
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„Schauen Sie sich Frankfurt an. Die haben keine externen Mittel gehabt und erreichen wahrscheinlich trotzdem die Champions League“, sagte Windhorst zuletzt anerkennend über die Arbeit von Bobic, ohne seinen Namen zu nennen. In Berlin ist Bobic seit 2003 am Ball, als er die Hertha schon einmal als Nachfolger von Preetz in die Champions League führen sollte – damals noch im Sturm, nicht auf der Geschäftsstelle. Die Zusammenarbeit endete nach zwei Spielzeiten mit acht Toren in 54 Spielen, die Familie behielt die Villa im Stadtteil Dahlem aber als Lebensmittelpunkt. „Die Besetzung der Position des Geschäftsführers Sport bei Hertha BSC liegt satzungsgemäß in der Verantwortung des Präsidiums. Es wurde ein Personalausschuss gebildet, um den Prozess durchzuführen. Mehr gibt es zum jetzigen Zeitpunkt dazu nicht zu sagen, da es sich um einen laufenden Prozess handelt“, teilte der Verein mit. Die Absichten der Hertha sind dennoch klar erkennbar.