Ein Kennedy als Spielverderber für Trump?
Notiert in Washington
Ein Kennedy als Spielverderber?
Von Peter De Thier
Er entstammt einer legendären politischen Dynastie, ist der Neffe eines der berühmtesten Präsidenten aller Zeiten und hat nun selbst Ambitionen auf den Chefsessel im Weißen Haus. Als er im April seine Kandidatur bekannt gab, galt Robert F. Kennedy Junior (69) als der einzige Demokrat, der dem amtierenden Präsidenten Joe Biden gefährlich werden könnte. Nun hat sich das Blatt aber gewendet.
RFK Junior, wie er genannt wird, bewirbt sich nicht mehr als Demokrat für das höchste Amt im Lande, sondern als unabhängiger Kandidat. Der Grund: Seine extremen Positionen, die für den traditionell sozialliberalen Kennedy-Klan untypisch sind, kommen bei Republikanern besser an als bei Demokraten. Folglich ist es jetzt nicht mehr Biden, sondern der republikanische Favorit Donald Trump, der Probleme bekommen könnte.
Zwar werden einem Sprössling der Kennedys die Pflicht zu sozialem Engagement und politischem Aktivismus praktisch mit in die Wiege gelegt. Dabei ist RFK Junior ein besonderer Fall: Nachdem RFK im Juni 1968 in Los Angeles angeschossen wurde, wurde der Teenager in einer Regierungsmaschine an die Westküste geflogen und saß am Krankenbett seines Vaters, als dieser seinen Schusswunden erlag. Bei der Beerdigung war der Schüler einer der Sargträger und zitierte bei der Gedenkfeier aus Reden von RFK, der damals gute Chancen gehabt hätte, selbst der nächste US-Präsident zu werden.
Mit den Medien auf Kriegsfuß
Das Trauma prägte den jungen Kennedy, der es als Berufung empfand, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. Als Rechtsanwalt hat er sich über Jahrzehnte für den Kampf gegen Klimawandel eingesetzt. Zu politischer Prominenz gelangte er allerdings erst während der Corona-Pandemie. So zog RFK rigoros gegen Impfstoffe zu Felde. Das darin enthaltene Quecksilber könne bei Kindern zu Autismus führen, meinte er, ohne Beweise vorlegen zu können.
Plötzlich hatte Kennedy aber entdeckt, dass Verschwörungstheorien ein Publikum finden. Folglich ließen weitere konspirative Hirngespinste nicht lange auf sich warten: Geräte der Mobilfunkgeneration 5G würden den Geheimdiensten zur Massenüberwachung der US-Bevölkerung dienen, meinte er. Ähnlich wie Trump steht er auch mit Mainstream-Medien auf Kriegsfuß und verschreit jede Geschichte, die ihn kritisiert, als "fake news". Während des Sommers stieg seine Popularität ausgerechnet bei republikanischen Wählern. Sollte es ihm gelingen, wie 1992 Ross Perot, der mit 20 Millionen Stimmen George W. Bush den Wahlsieg kostete, Trump Stimmen zu nehmen, dann könnte er als Drittkandidat wahlentscheidend sein. Derzeit ein unwahrscheinliches Szenario, aber keineswegs ein unmögliches.
Boote boomen
Fotos der Kennedys auf ihrer Yacht "Honey Fitz" sind legendär. Im Gegensatz zu den Zeiten, als John. F. Kennedy der 35. Präsident der USA war, ist der Besitz eines Privatboots aber heute nicht mehr den wohlhabendsten Amerikanern vorbehalten. Obwohl die Stimmung unter Verbrauchern unter der hohen Inflation und der geopolitischen Unsicherheit leidet, boomt die Bootbranche. Nach Angaben der National Marine Manufacturers Association (NMMA) flossen dieses Jahr bereits 230 Mrd. Dollar in den Kauf oder die Anmietung von Freizeitbooten, gegenüber 2018 ein Anstieg um 35%. 2022 erreichte die Zahl der neuen und gebrauchten Boote, die gekauft wurden, fast 1,3 Millionen Stück.
Keineswegs alles Yachten wie die "Honey Fitz", sondern vielmehr bescheidene Segel-, Motor- und Pontoonboote, die immer häufiger dem Kauf eines Zweitwagens vorgezogen wird. Deren immense Beliebtheit führt Gary P., ein Rechtsanwalt aus Alexandria, Virginia, auf die Corona-Pandemie zurück: "Wir waren während der Lockdowns fast zwei Jahre lang eingesperrt, das offene Wasser und der Wind haben eine befreiende Wirkung, die helfen, ein für alle Mal die Klaustrophobie der Corona-Ära zu vergessen."