KommentarAngezählter KI-Champion

Nvidia erhält Weckruf von Google

Nvidia liefert sich ein Wettrennen mit den eigenen Kunden. Der Google-KI-Chip zeigt, wie knapp der Vorsprung ist.

Nvidia erhält Weckruf von Google

Nvidia

Weckruf von Google

Von Heidi Rohde

Nvidia liefert sich ein Wettrennen mit den eigenen Kunden.
Der Google-KI-Chip zeigt, wie knapp der Vorsprung ist.

Abhängigkeit ist eine ungewohnte Erfahrung für eine Branche, die es gewohnt ist, dass andere von ihr abhängig sind. Für die Tech-Giganten Microsoft, Amazon und Google, deren Cloud-Dienste die halbe Welt im Klammergriff halten, sind Nvidia-Chips zur unverzichtbaren Hardware für ihre hochperformante Software geworden. Für Nvidia sind diese Großkunden Gewinnquelle und Klumpenrisiko in einem. Der Konzern macht nach eigenen Angaben rund die Hälfte seiner Umsätze mit großen Cloud-Anbietern, zu denen neben den drei Hyperscalern bisher auch Meta zählt. Experten schätzen, dass Microsoft als größter Einzelkunde für ein Fünftel von Nvidias Umsatz steht. Bei Google und Amazon Web Services bewegen sich die Schätzungen jeweils in einer Spanne von 8 bis 14%. Jeder Schritt, der die Abhängigkeit der Schwergewichte von Nvidia reduziert, ist eine erhebliche Gefahr für den Konzern, der dann nicht nur mit Absatzrückgängen rechnen muss, sondern auch die Preissetzungsmacht seines Monopols verliert.

Investoren alarmiert

Den Investoren ist die Gefahr bewusst. Ein möglicher Milliarden-Deal zwischen Meta und Google, mit dem das weltgrößte Soziale Netzwerk seine KI-Aktivitäten künftig auf Hochleistungschips der Alphabet-Tochter stützen würde, bedroht Umsatz und Gewinn von Nvidia. Hinzu kommt, dass Google mit der Entwicklung seiner Supercomputer offenbar soweit gekommen ist, dass die eigene KI-Software Gemini AI in der neuen Version ebenfalls mit den hauseigenen Chips arbeiten soll. Auch AWS arbeitet bereits an eigenen Prozessoren, um die strategische Kontrolle über Innovation und die eigene Infrastruktur zurückzugewinnen. Jedoch können deren Produkte nach Einschätzung von prominenten Start-ups wie Cohere oder Anthropic noch nicht mit Nvidias mithalten.

Auch OpenAI getroffen

Das entscheidende Wettrennen läuft auch aus Sicht von Branchenbeobachtern zwischen Nvidia und Google, die im Gegensatz zu anderen Softwareriesen auch über eigene jahrelange Erfahrung im Chip-Design verfügt. Deshalb gerät der Kurs des KI-Stars unter Druck, während die Alphabet-Aktie zulegt. Der Weckruf trifft indes nicht allein Nvidia. Der neue Google-Chip beflügelt auch die Aufholjagd von Gemini AI gegenüber der ersten KI-Ikone ChatGPT. Damit dürften auch hier die Karten neu gemischt werden. Für Investoren in OpenAI kann das nichts Gutes bedeuten, ganz egal mit welchen Hochleistungsrechnern ChatGPT in Zukunft arbeitet.