Orientierung tut not
Volkswagen
Orientierung tut not
Von Carsten Steevens
Der Volkswagen-Vorstand hat dem Aufsichtsrat am Freitag die Investitionspläne für den nächsten Fünfjahreszeitraum bis 2028 vorgestellt, im Anschluss aber auf eine Veröffentlichung verzichtet. Zum zweiten Mal in Folge: Im Herbst vorigen Jahres, kurz nach dem Start von Oliver Blume als Vorstandschef, war zwar ein Zehnpunkteplan, abgeleitet von den Großbaustellen des Fahrzeugbauers, formuliert und auch verkündet, die mittelfristige Investitionsplanung aber noch nicht abgeschlossen. Inzwischen ist klar: Die Wolfsburger sind von einer kommunikativen Tradition im Herbst abgerückt und passen sich anderen Branchenunternehmen an.
Verlust an Transparenz
Wettbewerber, Anleger und Öffentlichkeit erhalten durch separate Verlautbarungen zu den jährlichen Planungsrunden keine detaillierten Einblicke mehr in Projekte und Budgets. Dieser Verlust an Transparenz ist bedauerlich. Zwar wurde bereits Ende September darüber informiert, wie die renditeschwache Kernmarke Volkswagen Pkw ihre fahrzeugproduzierenden Werke in Deutschland in den kommenden fünf Jahren auslasten und effizienter aufstellen will. Doch vermitteln Angaben, welche Modelle künftig an Standorten wie Wolfsburg, Zwickau und Osnabrück von den Bändern rollen sollen, nur einen kleinen Teil des Gesamtbilds.
Angaben über die Höhe der geplanten Gesamtinvestitionen sowie der Anteile, die künftig auf Investitionen in Elektrifizierung und Digitalisierung bzw. in die Verbrennertechnologie entfallen, sollen bei Vorlage der Bilanz für das laufende Geschäftsjahr im kommenden März folgen. Das gibt dem Konzern die Gelegenheit, die Pläne in einen größeren zahlenbasierten Kontext zu stellen. Ob das mit Blick auf die Resonanz von Investoren sinnvoller ist, hat sich zumindest 2023 noch nicht gezeigt. Dass der Kurs der VW-Aktie im Verlauf dieses Jahres im Branchenvergleich stark nachgab, lag auch daran, dass der hohe Kapitalbedarf für den Umbau des Unternehmens kritisch bewertet wurde.
Konzern kämpft mit Gegenwind
Eine Orientierung, dass die Investitionsleistungen bis 2025 ihren Höhepunkt erreichen und danach im Zuge rückläufiger Belastungen für die auslaufende Verbrennertechnologie kontinuierlich sinken sollen, hat Volkswagen zwar gegeben. Zugleich benötigt der Konzern aber in Anbetracht des aktuellen Gegenwinds, den etwa die zu geringe operative Marge der Kernmarke, Verzögerungen bei der Markteinführung wichtiger Modelle der Premiummarke Audi und Probleme bei der Softwaretochter Cariad erzeugen, dringend bessere Argumente, die die Fähigkeit untermauern, den Umbau aus eigener Kraft zu stemmen.