Corporate Governance

Healthineers-Streubesitz verpasst Großaktionär Siemens einen Dämpfer

Die Siemens-Healthineers-Aktionäre segnen die Einführung der Mitbestimmung im AG-Aufsichtsrat ab. Die DWS als institutioneller Investor hält jedoch zu viele Anteilseignervertreter im Aufsichtsrat für nicht ausreichend unabhängig vom Großaktionär Siemens.

Healthineers-Streubesitz verpasst Großaktionär Siemens einen Dämpfer

Healthineers-Streubesitz verpasst Siemens Dämpfer

mic München

Die Siemens Healthineers AG erhält einen mitbestimmten Aufsichtsrat. Der Vorschlag der Verwaltung erzielte auf der Online-Hauptversammlung bei einer Präsenz von 91,6% eine Zustimmungsquote von 99,97%. Die Mutter Siemens, die 75% an Healthineers hält, steht hinter dem Projekt.

Einen Dämpfer verpasste der Streubesitz allerdings den zwei führenden Vertretern der Siemens AG im Aufsichtsrat, nachdem der Mitbestimmungs-Umbau eine Neuwahl der zehn Anteilseignervertreter in dem Gremium notwendig gemacht hatte. Aufsichtsratsvorsitzender Ralf Thomas, der im Hauptberuf als CFO der Siemens AG agiert, wurde von lediglich 88,2% des anwesenden Grundkapitals gewählt und erhielt damit den entscheidenden Rückenwind von der Siemens AG. Im Vorjahr war er noch von 91,1% gewählt worden. Siemens-Vorstandsvorsitzender Roland Busch kam aktuell als Healthineers-Aufsichtsrat auf 89,3%. Auch die weiteren Siemens-Entsandten erhielten teils niedrigere Quoten als die übrigen Aufsichtsräte.

Das Thema der unzureichenden Unabhängigkeit im Aufsichtsrat bleibe leider weiterhin bestehen, sagte Hendrik Schmidt, der für die Fondsgesellschaft DWS das Wort ergriff. Nach seiner Zählung gehören dem Aufsichtsrat sechs Mitglieder an, die entweder als Vertreter des Großaktionärs oder aufgrund ihrer ehemaligen Tätigkeit als CEO eines übernommenen Unternehmens nicht als unabhängig betrachtet werden könnten. Dies sei mehr als die Hälfte der Mitglieder.

Thomas ließ dies nicht gelten. Seiner Meinung nach sind sechs Mitglieder des Aufsichtsrats unabhängig vom Mehrheitsaktionär, unter ihnen auch Nathalie von Siemens und Dow Wilson als ehemaliger Chef des von Healthineers übernommenen Strahlentherapiespezialisten Varian.

Werner Fembacher, der den Verein von Belegschaftsaktionären in der Siemens AG leitet, begrüßte die paritätische Besetzung des Aufsichtsrats. Es ziehe das Erfolgsmodell Mitbestimmung ein. Volker Lang von „Wir für Siemens e.V.“ sagte, Siemens Healthineers sei nun „endlich ein durchgehend mitbestimmtes Unternehmen“.  

Thomas lobte ausführlich jedes Healthineers-Vorstandsmitglied. Zum Finanzvorstand Jochen Schmitz sagte er, unter seiner Führung laufe die Steuerung des finanzwirtschaftlichen Instrumentariums des Unternehmens ebenso professionell wie wertschaffend: „Bitte glauben Sie mir aus eigener Erfahrung an dieser Stelle: Das ist wirklich nicht immer leicht.“

In die HV, die 1,7 Mill. Euro kostete und an der 800 Aktionäre nach 1.200 im Vorjahr teilnahmen, hatten sich Montag zufolge 21 internationale Investoren eingewählt, darunter zwei aus Asien. Im Vorjahr waren es sechs Internationale.