KommentarPrivate Equity

Private Equity löst sich aus Schockstarre

Auch auf dem neuen Zinsniveau sind Private-Equity-Deals wieder möglich. Nur anders als bisher. Das zeigen der Exit von EQT bei Schülke und der Einstieg von KKR bei OHB.

Private Equity löst sich aus Schockstarre

Private Equity

Schockstarre löst sich auf

Von Christoph Ruhkamp

Auf dem neuen Zinsniveau sind Private-Equity-Deals wieder möglich. Nur anders als bisher. Das zeigen der Exit von EQT bei Schülke und der Einstieg von KKR bei OHB.

Seit KKR, die Mutter aller Private-Equity-Firmen, 1976 von Jerome Kohlberg, Henry Kravis und George Roberts gegründet wurde, ist die Branche für stark fremdfinanzierte Käufe von Mehrheitsbeteiligungen an relativ großen und etablierten, nicht börsennotierten Unternehmen samt anschließenden Kostensenkungen bekannt – ein Ruf, der 1989 in dem Buch und dem Film “Barbarians at the Gate” verewigt wurde. Doch mit dem Schuldenhebel als wichtigstem Instrument zur Steigerung der Eigenkapitalrendite ist seit den forcierten Zinserhöhungen der Notenbanken in den vergangenen eineinhalb Jahren Schluss.

Dennoch gibt es Private-Equity-Deals auch auf dem neuen und dauerhaft höheren Zinsniveau – sowohl Käufe wie auch Verkäufe. Das zeigt der Ausstieg von EQT beim Desinfektionsmittelhersteller Schülke per Verkauf an die Milliardärsbrüder Strüngmann – ebenso wie der am selben Tag erfolgte Einstieg von KKR mit einer Minderheitsbeteiligung von 34% beim Bremer Raumfahrt-Familienkonzern OHB. Die beiden Deals belegen, wie sehr sich die Private-Equity-Branche wandelt: In beiden Fällen haben die Finanzinvestoren unter Beweis gestellt, dass sie das Vertrauen und die Kooperationsbereitschaft deutscher Unternehmerfamilien gewinnen können. Sie haben gezeigt, dass sich Käufer und Verkäufer auf neuem und niedrigerem Niveau wieder auf einen Preis einigen können. Außerdem zeigt der KKR-Deal einmal mehr, dass es nicht immer Mehrheitsbeteiligungen sein müssen.

Die beiden Deals sind ein Lichtblick im ansonsten gedämpften Buy-out-Markt, der durch hohe Finanzierungskosten und Meinungsverschiedenheiten über Bewertungen beeinträchtigt wird. Daten von Bloomberg zeigen, dass der Wert von Private-Equity-Akquisitionen im Jahr 2023 bis dato im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um mehr als 50% auf 287 Mrd. Dollar gesunken ist. Die Private-Equity-Firmen brauchen Exits wie den von EQT bei Schülke. Nur so können sie ihren Investoren Gelder zurückzahlen, damit die Limited Partners sich wieder am Fundraising für neue Fonds beteiligen. Die Branche braucht außerdem auch Deals wie den von KKR, um den Anlagedruck zu verringern, der aus dem riesigen Volumen der noch nicht investierten Kapitalzusagen – im Fachjargon Dry Powder – von mehr als 1 Bill. Dollar entstanden ist. Alles kommt nun auf einem neuen Zinsniveau wieder in Fahrt. Nur anders als bisher.

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