Rolle rückwärts in die Zukunft
IAA
Rolle rückwärts
in die Zukunft
Von Sebastian Schmid
Der Branchenverband VDA hat sich festgelegt. Die Automesse IAA soll sechs weitere Jahre in München stattfinden. Drei weitere Heimspiele für BMW und Audi. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder spricht von einer weisen Entscheidung. Er und Kanzler Friedrich Merz trommeln für mehr Technologieoffenheit und rennen bei den deutschen Autobauern offene Türen ein. Klar, ein Quasi-Verkaufsverbot für Verbrenner ist schlechtes Marketing für E-Autos. Eltern kennen es: Wird etwas verboten, wird es erst recht interessant.
Umweltbilanz nicht der einzige Vorteil
Ganz unabhängig davon, ob Europa dem Verbrenner ein Enddatum setzt oder nicht, dürfte das große Wachstum in der Branche aber von E-Autos kommen. Und zwar anders als von Öko-Romantikern verklärt nicht wegen der Umweltbilanz. Rein wirtschaftlich spricht viel für einen Siegeszug. China treibt das E-Auto massiv voran und das nicht, weil sie besonders umweltfreundlich sein wollen. Das Reich der Mitte will unabhängig von Rohstoffimporten sein. Und für die Stromerzeugung gibt es deutlich mehr Mittel und Wege als für die Benzinherstellung. China schließt keine Technologie aus – weder beim Autoantrieb noch in der Stromerzeugung. Kohle liefert dort noch immer mehr als 50% des Stroms. Derweil hat die deutsche Energiepolitik enorme Unsicherheit unter Verbrauchern und Firmen über künftige Strompreise erzeugt und das Vertrauen in die Elektromobilität untergraben.
Kostenseitig wird das E-Auto in der Herstellung bald günstiger sein als jeder Verbrenner. Auch das Reichweitenproblem ist eigentlich keines mehr. Ein Mercedes EQS mit Feststoffbatterie ist gerade erst mehr als 1200 Kilometer ohne nachladen gefahren. China startet derweil dank KI und Robotik längst die nächste industrielle Revolution. In „Dark Factories“ wird voll automatisiert produziert und es braucht dort kaum mehr als eine Handvoll Mitarbeiter, die mit Stirnlampen nach dem rechten schauen. Weißwurst-Romantik und Verbrennerträume mögen München als IAA-Standort genehm machen. Das automobile Herz schlägt aber nicht mehr in Bayern. Petrolheads müssen umdenken. Die Rolle rückwärts in die Zukunft wird nicht funktionieren.
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