KommentarDirect Lending

Rückzug von Fidelity International ist schwer zu begreifen

Fidelity International wirft die Direct-Lending-Pläne über Bord und ist damit nicht allein. Sollte der strategische Rückzug Schule machen, muss sich die Branche unbequemen Fragen stellen.

Rückzug von Fidelity International ist schwer zu begreifen

Direct Lending

Fidelity erweist Bärendienst

Von Philipp Habdank

Die Direct-Lending-Notbremse von Fidelity International könnte noch tiefere Spuren im Markt hinterlassen. Zunächst einmal ist es schwer zu begreifen, dass der Assetmanager den Aufbau seines Direktgeschäfts aufgibt, nachdem er in den vergangenen Jahren ordentlich Geld in die Hand genommen hat, um ein professionelles Direct-Lending-Team aufzubauen. 20 Mitarbeiter sind eine Ansage! Die gleichzeitig auch verpflichtet. Nadine Henker wurde beispielsweise erst im vergangenen Jahr von LGT abgeworben, um das Direct-Lending-Geschäft von Fidelity in Deutschland aufzubauen.

Fidelity befand sich auch schon im Fundraising, soll damals sogar kurz vor dem First Closing gestanden haben, wie aus Finanzkreisen zu hören war. Finanzierungsberater berichten, dass sie mit Fidelity-Mitarbeitern über konkrete Deals gesprochen haben und Fidelity als handlungsfähig wahrgenommen haben. Ja, das Fundraising ist im aktuellen Marktumfeld schwer und die Zielvolumina sind schwer zu erreichen. Ganz besonders für Debütanten. Daten von Pitchbook zufolge war im ersten Quartal weltweit kein einziger Debütfonds im Fundraising erfolgreich.

Sind Debt Funds verlässlicher als Banken?

Doch wirft man dafür eine ganze Strategie über den Haufen, von der man vorher so sehr überzeugt war, um ein 20-köpfiges Team auf die Beine zu stellen? Langfristiges Denken sieht irgendwie anders aus. Nun ist Fidelity nicht der einzige Assetmanager, der seine Private-Debt-Pläne über Bord wirft. Auch Robeco hat eine 180-Grad-Wende hingelegt und sein laufendes Fundraising beendet. Doch das macht es für das Fidelity-Team sicherlich nicht besser.

Hinzu kommt, dass die strategischen Rückzüge von Robeco und Fidelity kein gutes Licht auf die Private-Debt-Branche werfen. Unmittelbaren Schaden haben die beiden damit im Markt zwar nicht angerichtet. Dafür waren sie schlicht noch in der Aufbauphase und haben – wenn überhaupt – nur wenige Transaktionen getätigt. Doch sollten künftig noch weitere Assetmanager dem Beispiel folgen, müssen sich Debt Funds schon der Frage stellen, ob sie wirklich besser und verlässlicher sind als die wankelmütigen Banken.

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