Schmerzhafte Erfahrung
Sartorius
Schmerzhafte Erfahrung
Von Carsten Steevens
Um knapp 13% gingen die Vorzüge des Dax-Konzerns Sartorius am Donnerstag in die Knie. Veröffentlichte Zahlen zum Auftragseingang, zum Umsatz und operativen Ergebnis im ersten Quartal fielen noch schwächer aus, als sie vorab am Aktienmarkt bereits erwartet wurden. Nach Kursgewinnen seit Ende 2022 von zwischenzeitlich bis zu 26% steht nun ein Minus im bisherigen Jahresverlauf zu Buche. Für die Aktionäre des Unternehmens eine durchaus schmerzhafte Erfahrung, beendeten die Vorzüge des Biopharmazulieferers und Laborausrüsters das vorige Börsenjahr doch bereits mit einem Kursrückgang um fast 38%.
Die durch Aktien von Sartorius erzielte Gesamtrendite beruht seit längerem nur zu einem sehr geringen Teil auf Dividendenzahlungen, stattdessen fast vollständig auf der Kursentwicklung. Das Unternehmen will in Erwartung eines weiterhin dynamischen Wachstums in den Biopharma- bzw. Biotechnologiemärkten seinen langjährig profitablen Wachstumskurs fortsetzen und plant dafür mit erforderlichen Investitionen in den Ausbau von Produktionskapazitäten, in Innovationen und Zukäufe. Mit einer avisierten Investitionsquote von 12,5% bezogen auf den Umsatz soll es 2023 keine Abstriche verglichen mit dem Vorjahr geben.
Allerdings sorgt die nach zehn Quartalen abgeflaute coronabedingte Sonderkonjunktur für ein schwieriges Aussteuern in Richtung Normalität. Für Sartorius gilt es derzeit, eine erhöhte Kostenbasis an einen Auftragseingang anzupassen, der aufgrund des nur noch marginalen Coronageschäfts sowie der noch weiter abzubauenden Lagerbestände bei Kunden in den ersten drei Monaten um fast ein Drittel sank, ohne zugleich einen in Aussicht stehenden Aufschwung zu behindern. Auch kommunikativ ist das eine Herausforderung: Der Rückgang der Nachfrage, der ebenso kräftiger als erwartet ausgefallen ist wie die Einbußen bei Umsatzerlösen und operativem Ergebnis, sorgt für Verunsicherung.
Die von Sartorius im Januar geäußerte Erwartung, im zweiten Halbjahr sei nicht mehr mit signifikanten Effekten aus dem Abbau der Lagerbestände bei Kunden und mit anziehender Nachfrage zu rechnen, hat für mehr Zuversicht als angemessen gesorgt. So führt nun auch eine Bestätigung der Geschäftsjahresziele durch das Unternehmen bei Anlegern zu Ernüchterung. Die Aussichten für einen schnellen Kursaufschwung haben sich temporär vermindert. Die starken Fundamentaldaten der Branche sowie die gute Marktpositionierung des Konzerns indes sprechen mittel- bis langfristig für Sartorius.