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Gift für den Dollar

Die Dollarschwäche könnte im Sommer durchaus weitergehen. 1,20 Dollar für einen Euro werden am Markt für erreichbar gehalten.

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Von Kai Johannsen

Schwach, schwächer, Dollar! Angesichts der Dollarstärke zu Beginn dieses Jahres hatte kaum ein Marktstratege oder Devisenanalyst eine solch ausgeprägte Dollarschwäche für 2025 auf dem Radar. Auf Parität zur europäischen Gemeinschaftswährung hatte in den ersten Wochen dieses Jahres die überwiegende Mehrheit der Prognosen noch gelautet. Und mit einer Euronotierung von 1,0150 Dollar am 2. Februar war diese Parität ja auch schon fast erreicht – aber eben nur fast. In der Folgezeit hat der Dollar dann den Rückwärtsgang eingelegt, sprich ist in die Abwertung zum Euro übergegangen, aber auch gegenüber anderen wichtigen Handelswährungen wie an der Schwäche des Dollarindex, der den Wert des Greenback gegenüber sechs Devisen misst, ablesbar ist. Mit dem Liberation Day hat die Abwärtsbewegung dann nochmal Fahrt aufgenommen. Der Zollstreit ist der Hauptgrund für die Schwäche der US-Währung. Gerade das erratische Verhalten des US-Präsidenten in dem von ihm vom Zaun gebrochenen weltweiten Handelskrieg lastet auf den Nerven der Anleger, lässt sie ihr Geld aus US-Assets abziehen, und das ist Gift für den Dollar.

Abträglich für den Kurs des Greenback ist auch die Diskussion um Nachfolge von US-Notenbankchef Jerome Powell. Trump hat von Powell immer wieder Zinssenkungen gefordert, Powell blieb bisher aber standhaft. Befürchtet wird an den Märkten, dass Trump sich einen Powell-Nachfolger sucht, der eher auf Trumps Linie einschwenken könnte und eine Zinspolitik beisteuert, die nach dem Geschmack der Trump-Administration bzw. in erster Linie des Präsidenten ist. Die Unabhängigkeit der Fed könnte in Gefahr geraten, so die Sorge am Markt. Vor diesem Hintergrund rufen die ersten Akteure auch nun schon die Marke von 1,20 Dollar für einen Euro aus. Begünstigend kommt einer solchen Entwicklung auch der Sommer entgegen. Viele Investoren verabschieden sich in den Urlaub, die Liquidität an den Märkten wird dann traditionell dünner. Das begünstigt die ohnehin schon hohe Volatilität. 1,20 Dollar lassen sich angesichts von aktuell schon 1,18 Dollar dann schnell erreichen.

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