KommentarMonte dei Paschi

Sorgenkind wird schöne Braut

Die 2017 vom italienischen Staat gerettete Bank Monte dei Paschi di Siena hat sich gemausert. Die Bank schreibt wieder schwarze Zahlen und zahlt Dividende und könnte Anteil an der Konsolidierung des italienischen Bankensektors haben.

Sorgenkind wird schöne Braut

Monte dei Paschi

Sorgenkind wird schöne Braut

Von Gerhard Bläske

Die langjährige Krisenbank Monte dei Paschi di Siena (MPS) hat sich innerhalb von weniger als eineinhalb Jahren verwandelt. Das 2017 mit einer staatlichen Kapitalspritze von 5,4 Mrd. Euro gerettete italienische Institut schaffte Ende 2022 nur mit großer Mühe eine weitere Kapitalerhöhung von 2,5 Mrd. Euro, zu der die Steuerzahler 1,6 Mrd. Euro beisteuerten.

Die Kapitalmaßnahme war die Voraussetzung für eine Wandlung, denn sie erlaubte es dem Institut, den Personalbestand noch einmal um 4.100 Beschäftigte zu reduzieren und damit die Kostenbasis deutlich zu senken. Nun hat das nach einem ersten Privatisierungsschritt noch zu 39% staatliche Institut einen stattlichen Gewinn ausgewiesen und zahlt erstmals seit 13 Jahren eine Dividende.

Beachtliche Kennzahlen

Die Bank kann sich sehen lassen: Die Kapitalausstattung ist mit 18,1% mehr als komfortabel, die Aufwand-Ertrag-Quote ist von 68 auf 49% gesunken. Die Rechtsrisiken sind massiv geschrumpft, es gibt ein Überschusskapital von 3 Mrd. Euro, und der Aktienkurs ist binnen eines Jahres um fast 50% gestiegen.

Aus dem noch vor wenigen Monaten hässlichen Entlein ist eine hübsche Braut geworden, die Blicke auf sich zieht. Wer weiß, ob die Unicredit, die 2021 nach mehrmonatiger Prüfung eine Übernahme abgelehnt hat, dies heute bedauert. Nach Worten von MPS-Chef Luigi Lovaglio ist es nur eine Frage der Zeit, bis seine Bank Teil einer unvermeidlichen Konsolidierung wird. Kandidaten für eine Hochzeit gibt es viele, vor allem Italiens dritt- und viertgrößte Banken BPM und BPER, vielleicht aber auch doch noch Unicredit oder eine ganz andere – französische? – Bank.

Steuermilliarden auf Dauer passé

Für Italien, wo die Bankenlandschaft nach der Finanzkrise eine tiefgreifende Veränderung und Konsolidierung erfahren hat, die die verbliebenen Institute stärker denn je gemacht hat, wäre das sicher eine positive Entwicklung. Einen Beigeschmack hat die Sache jedoch auch. Denn die Steuerzahler haben die diversen staatlichen Rettungen für die traditionsreiche Bank im Laufe der Jahre viele Milliarden Euro gekostet, die auf Dauer verloren sind.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.