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Steuerparadies für Superreiche

Immer mehr Superreiche verlegen ihren Wohnort nach Italien: Das Land lockt mit extrem günstigen Steuersätzen. Auch die Bevölkerung scheint das zu akzeptieren.

Steuerparadies für Superreiche

Notiert in Mailand

Steuerparadies für Superreiche

Das Bel Paese lockt mit extrem günstigen Steuersätzen

Von Gerhard Bläske
bl Mailand

Italien ist bei den Superreichen dieser Welt sehr beliebt. Es ist kein Zufall, dass Jeff Bezos seine Hochzeit in Venedig inszenierte. Doch dass das Bel Paese bei Multi-Millionären und Milliardären so hoch im Kurs steht, hat nicht nur mit schönen Landschaften, Kulturdenkmälern und gutem Essen zu tun. Es liegt auch an extrem niedrigen Steuern. Italien ist ein Steuerparadies.

Das zeigt sich auch in der gerade veröffentlichten Studie der Beratungsgesellschaft Henley & Partners, die sich auf „Investitionsmigration“ spezialisiert hat. Demnach hat Italien 2024 rund 3600 Superreiche mit einem Vermögen von 21 Mrd. Dollar angelockt, die sich dort niedergelassen haben. Nur die Vereinigten Arabischen Emirate und die USA waren bei der „Anwerbung“ erfolgreicher.

Hochverschuldetes Land

Mit einer Quote von 135% des Bruttoinlandsprodukts gehört Italien zu den weltweit am höchsten verschuldeten Ländern. Doch seit seit vielen Jahren tut Rom viel, um Reiche mit Niedrigststeuern zu locken. Es waren Linksregierungen, die damit in den 10er-Jahren dieses Jahrhunderts anfingen. Dass Fußball-Star Cristiano Ronaldo 2018 nach Turin wechselte, war kein Zufall. Mit 100.000 Euro im Jahr waren alle seine ausländischen Einkünfte abgegolten: Keine Meldepflicht, keine Kontrollen. Es genügt die Anmeldung des Wohnsitzes in Italien und die Anwesenheit von mindestens sechs Monaten pro Jahr. Angehörige wie seine Frau zahlten gar nur 25.000 Euro.

Seit Inkrafttreten der Regelung haben 100.000 aus dem Ausland Zugezogene von der Regelung profitiert. Zwar wurde die flat tax 2024 von 100.000 auf 200.000 Euro angehoben. Doch das ist immer noch attraktiv, werden damit doch alle Einnahmen aus Zinsen, Dividenden, Verkäufen von Anleihen und Aktien, Kapitalgewinnen aus Unternehmensverkäufen oder Erbschaften und Schenkungen abgegolten. Es kommt hinzu: Wer in Italien arbeitet, profitiert auch da von enorm günstigen Steuerregelungen. Auch für Rentner gibt es attraktive Regelungen.

Kaum Kritik im Land

Einige Maßnahmen wie die flat tax oder die günstigen Steuersätze für Einkünfte in Italien sind zeitlich begrenzt. Sie können aber mit dem Kauf von Immobilien verlängert werden.

Interessant ist, dass die großzügigen Sonderregelungen in Italien kaum auf Kritik stoßen. Im Gegenteil: Die Regierung in Rom behauptet, der Deal mit den Superreichen lohne sich, weil diese auch investierten und viel Geld im Land ließen. Doch vor allem in Mailand sind auch negative Aspekte zu beobachten. Die Immobilienpreise sind wegen der großen Nachfrage der Zuzügler im oberen Segment regelrecht explodiert.

Und ob ein Steuerwettbewerb, an dem sich von der EU hoch subventionierte und hoch verschuldete Länder wie Italien, Portugal, Griechenland und Malta beteiligen, fair und solidarisch ist, mag mal dahingestellt sein. Henley & Partners ist übrigens spezialisiert darauf, für Länder wie Malta und Montenegro Lösungen zu entwickeln, mit denen sie Superreiche anlocken.

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