Theodor Weimers großer Deal
Deutsche Börse
Weimers großer Deal
Von Christopher Kalbhenn
Immer wieder ist der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Börse, Theodor Weimer, in den zurückliegenden Jahren gefragt worden, ob er sich neben den vielen kleineren und mittelgroßen Übernahmen nicht auch einmal zu einer größeren Transaktion durchringen könnte. Mit dem milliardenschweren Kauf des dänischen Finanzsoftware-Spezialisten Simcorp ist Weimers großer Deal nun da, und er ist auch die bislang größte Akquisition des Unternehmens.
Dass sich auch die Quartalszahlen, die der Marktbetreiber am Abend vor der Bekanntgabe des Kaufs vorgelegt hat, auf rekordhohem Niveau bewegen, hat seiner Aktie jedoch nicht geholfen. Wie bei vielen Übernahmen haben die Marktteilnehmer den Übernehmer an der Börse in einer ersten Reaktion reflexartig abgestraft. Allerdings relativiert sich das Ausmaß der Kurseinbuße auch ein Stück weit durch die zuletzt starke Entwicklung der Aktie, die erst am Dienstag auf ein Rekordhoch gestiegen war.
Dabei ist die Transaktion logisch und konsequent. Das Daten- und Analytik-Segment zählt zu den Schwerpunktbereichen, die das Unternehmen über M&A auszubauen gedenkt und mit den Übernahmen etwa von Qontigo und ISS in den zurückliegenden Jahren auch schon ausgebaut hat. Zudem gilt das Datengeschäft als der attraktivste beziehungsweise chancenreichste Bereich für Börsenbetreiber, in dem Geschäft aktive Unternehmen genießen eine hohe Bewertung. Wie Weimer am Donnerstag erläuterte, wird das Daten-&-Analytik-Segment höher bewertet als die Deutsche Börse. Bislang bei 14% bis 15%, steigt sein Anteil am Gesamterlös des Unternehmens einschließlich Simcorp auf Pro-forma-Basis auf nahezu ein Viertel. Damit gelingt es der Deutschen Börse, ihr Geschäft weiter zu diversifizieren beziehungsweise weniger zyklisch zu machen und den Anteil wiederkehrender Einnahmen an den Gesamterlösen weiter zu erhöhen.
Weiteres Wertschaffungspotenzial könnte ein eventueller Börsengang der geplanten neuen Sparte Investment Management Solutions bergen, in der Qontigo, ISS und Simcorp zusammengelegt werden sollen. Ob diese Option, die die Deutsche Börse „mittelfristig“ prüfen wird, gezogen wird, ist noch nicht absehbar, frühestens 2025 könnte es zu dem IPO kommen. Man darf also gespannt auf den Investor Day warten. Nachdem das Unternehmen die Ziele seiner Strategie „Compass 2023“ bereits im zurückliegenden Jahr erreicht hat, wird es an diesem Tag seine neue Mittelfriststrategie „Horizon 2026“ vorstellen.