Vieles muss sich erst noch weisen
DHL-Strategie
Klingt gut, nur das Umfeld stört
Von Martin Dunzendorfer
Zunächst sei klargestellt: An der neuen Strategie von DHL gibt es im Grunde wenig auszusetzen. Mittels diverser Wachstumspläne soll der Umsatz des Logistikkonzerns bis 2030 auf Basis der Erlöse im vergangenen Jahr (81,8 Mrd. Euro) um 50% steigen. Das wären dann im Schnitt in jedem der sieben Jahre knapp 6%. Das ist nicht wenig, nachdem sich z.B. das Online-Geschäft normalisiert hat, erscheint aber auch nicht zu ambitioniert. Die Initiativen, durch die das Ziel erreicht werden soll, sind aussichtsreich.

Der Teufel steckt aber, wie so oft, im Detail. Vorstandschef Tobias Meyer geht bei der Wachstumsprognose von einem „normalen konjunkturellen Verlauf“ aus. Wird es den noch einmal geben? Die Corona-Pandemie, der Angriff Russlands auf die Ukraine, das Blutvergießen im Nahen Osten, die weltweiten Handelskonflikte und nicht zuletzt die Spaltung vieler Gesellschaften haben dazu geführt, dass Stimmung und Erwartungen von Unternehmen und Konsumenten schlecht sind. Und das weit über Deutschland hinaus. Ein Logistikkonzern wie DHL kommt nur voran, wenn die Wirtschaft wenigstens mittelfristig spürbar wächst. Wer mag darauf angesichts der verbreiteten Trübnis für 2025 oder 2026 wetten? Von diesem Jahr ganz zu schweigen. Eine anhaltende globale Konjunkturflaute könnte der Wachstumsprognose also leicht einen Strich durch die Rechnung machen.
Überhöhte Preise für Übernahmen werden nicht gezahlt
Auch mit den Wachstumsinitiativen ist das so eine Sache. Die Felder, die DHL verstärkt logistisch bestellen will – etwa Life Sciences & Healthcare, neue Energien und Wachstumsregionen wie Indien und Südostasien – sind gut gewählt. Doch andere haben die Potenziale dieser Branchen und Länder auch erkannt. Entsprechend hoch wird der Preis für eine Übernahme sein, die notwendig wäre, um einen großen Schritt in den jeweiligen Markt zu tun. Dass DHL nichts von überteuerten Akquisitionen hält, zumal wenn diese mit erheblichen Integrationsproblemen behaftet sein dürften, hat man gerade bei Schenker gesehen. Diese Haltung ist richtig. Doch wird dadurch die Tür zum erhofften starken Wachstum verschlossen bleiben.