Wagenburgmentalität
US-Präsident Donald Trump darf sich auf einen sehr langwierigen Handelsstreit mit China einstellen. Der weltgrößte Netzwerkausrüster Huawei, der von der US-Regierung als verlängerter Arm Pekings wahrgenommen wird und deswegen auf der schwarzen Liste gelandet ist, rechnet jedenfalls mit einer mehrjährige Flaute. 2019 und 2020 erwartet das in den vergangenen Jahren rasant gewachsene Unternehmen bestenfalls eine Stagnation, eher aber einen leichten Rückgang seiner Erlöse. Eine Erholung stellt Firmengründer und CEO Ren Zhengfei erst ab 2021 in Aussicht – nach den nächsten US-Präsidentschaftswahlen also.Dabei hat Trump bereits angedeutet, Huawei könne durchaus Teil einer umfangreichen Einigung im Handelsstreit zwischen China und den USA werden. Der unerwartet schwache Erlösausblick und die offenbar intern geäußerte Einschätzung, dass die internationalen Smartphone-Verkäufe um gut die Hälfte einbrechen könnten, zeigt hingegen, dass Zhengfei sich auf eine längere Durststrecke einstellt. Er sprach am Montag davon, dass man wohl 30 Mrd. Dollar Umsatz über die kommenden beiden Jahre einbüßen werde. Bei Smartphones habe man bereits einen Absatzeinbruch um 40 % erlebt, sagte er mit Blick auf die Verkaufszahlen des vergangenen Monats. Huawei habe sich leider nicht in allen Belangen ausreichend unabhängig gemacht, räumte er dabei ein. Letzteres impliziert, dass genau dies nun offenbar in Angriff genommen werden soll.Trumps Attacke droht so nach hinten loszugehen. Denn eine an Kooperationen mit Amerikas Tech-Giganten weniger interessierte Huawei lässt sich von Trump im laufenden Handelsstreit weniger unter Druck setzen. Wenn der Draht von Peking zur Huawei-Firmenzentrale in Shenzhen wirklich so kurz ist wie von der amerikanischen Administration behauptet, hat Ren wohl eine eindeutige Ansage bekommen, nicht auf eine baldige Beilegung des Disputs zu hoffen. Es deutet sich vielmehr an, dass China und seine Vorzeigefirma in der Auseinandersetzung mit den USA auf eine Wagenburgmentalität setzen wollen.Das Instrument der Wagenburg dürfte den Amerikanern noch aus Wildwestzeiten geläufig sein. Eine positive Wende werden die Chinesen kurzfristig zwar kaum erreichen. Denn das statisch defensive Gebilde dient nur der Abwehr gegnerischer Attacken. China und Huawei aus der Wagenburg zurück an den Verhandlungstisch zu locken, dürfte indes schwer werden. In Peking hat man längst mitbekommen, dass die Reihen um Präsident Trump weit weniger geschlossen sind als die eigenen.