KommentarEnergiewende

Wenn Märchen böse enden

Boris Johnson wollte Großbritannien zum Saudi-Arabien der Windkraft machen. Doch bei der jüngsten Auktion für Offshore-Windparkbetreiber gab es keine Bieter.

Wenn Märchen böse enden

Energiewende

Wenn Märchen böse enden

Von Andreas Hippin

Es war einmal ein Königreich, das wollte zum Saudi-Arabien der Windkraft werden. So verkündete es zumindest ein immer schlecht frisierter blonder Mann, der als Kind vorhatte, König der Welt zu werden. Doch bereits im eigenen Land war die Krone anderweitig vergeben. Es reichte nur zum Premierminister. Immerhin war Boris Johnson damit für die Politik des Vereinigten Königreichs zuständig. Wie schon seine Vorgänger hatte er sich der Idee verschrieben, dem Klimawandel entgegenzutreten. Mit Hilfe von Offshore-Windparks wollte man die Entwöhnung von fossilen Brennstoffen schaffen. Und billiger sollte der dort erzeugte Strom eines Tages auch noch werden. So hatten es zumindest die Weisen aus dem Elfenbeinturm versprochen.

Also sprengte man ein Kohlekraftwerk nach dem anderen und baute keine neuen mehr. Die Kernkraft hatte man bereits jahrzehntelang vernachlässigt. Die bestehenden Meiler näherten sich dem Ende ihrer Laufzeit. Erdgas war die Übergangstechnologie, die man nutzen wollte, bis man ausschließlich erneuerbare Energien verwenden konnte. Weil es alle anderen auch so machen wollten, stieg der Gaspreis. Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine schoss er noch weiter nach oben. Und es zeigte sich, dass die Betreiber von Offshore-Windparks nicht glauben, dass der Windstrom billiger wird. Denn bei der Auktion der Regierung für Elektrizität aus neuen Projekten, gab es zuletzt keinen einzigen Bieter. Dabei hatte die Regierung den maximalen Abnahmepreis bei 44 Pfund pro MWh stabil gehalten.

Wäre es wirklich billiger geworden, auf diese Weise Energie zu erzeugen, hätten die Betreiber froh sein müssen, dass sie dafür weiterhin den alten Preis verlangen durften. Doch waren nicht nur die Lebenshaltungskosten der Menschen drastisch gestiegen, sondern auch die Kosten für den Bau von Offshore-Windkraftwerken. Finanzierungsmodelle, die auf ein Nullzinsumfeld angewiesen sind, funktionierten nicht mehr. Prompt verlangten die Betreiber von der Regierung, ihnen einen noch höheren Preis einzuräumen. Zudem mussten erhebliche Summen in den Netzumbau und die Energiespeicherung investiert werden, denn Windkraft ist eine volatile Energiequelle. So hatte man sich das nicht vorgestellt. Doch weil man sich in große Abhängigkeit vom Erfolg des Offshore-Windkraftausbaus begeben hatte, blieb den Briten kaum eine Alternative dazu, den Forderungen der Firmen zähneknirschend nachzugeben. Und wenn sie nicht gestorben sind, bezahlen sie noch heute für die im Namen von Net Zero gemachten Fehler.

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