Italowestern in Italiens Bankenwelt
Konsolidierung
Wilder Westen in Italiens Bankenwelt
Von Gerhard Bläske
Wenn es um den Bankensektor geht, dann werden Regierungen in aller Welt hellhörig und wollen ein Wörtchen mitreden. Das gilt für Amerika genauso wie für Frankreich, Spanien oder Deutschland. Was derzeit jedoch in Italien passiert, das erinnert nicht nur Intesa-Sanpaolo-CEO Carlo Messina an den „Wilden Westen“ und an ein „Chaos“. Seit vielen Monaten halten diverse Übernahmeangebote fast den gesamten Bankensektor des Landes in Atem. Und ein Ende ist nicht absehbar.
Immer noch stehen die Genehmigungen für etliche Operationen aus. Und die Mediobanca hat für die geplante Übernahme der Banca Generali mangels Mehrheit gerade erst die Hauptversammlung verschoben, die dem Vorhaben zustimmen soll. Nicht nur dieses, auch andere Vorhaben wie das Angebot der Unicredit für die BPM hängen in der Luft. Und hinter der Offerte der Monte dei Paschi für die Mediobanca stehen viele Fragezeichen. Die Lähmung schränkt die Handlungsfähigkeit vor allem der Institute ein, die Gegenstand von Übernahmeangeboten sind, weil sie in dieser Zeit zur Passivität verpflichtet sind. Außerdem binden die diversen Angriffe oder Abwehrkämpfe bei allen Instituten gewaltige Ressourcen, die anderweitig besser eingesetzt werden könnten.
Finanzplatz Italien unter Verdacht
Doch das alles wäre noch verschmerzbar, wenn es denn mit rechten Dingen zuginge und man die Märkte sprechen ließe. Das aber ist nicht der Fall. Zwar gibt es bisher keine juristischen Verurteilungen. Doch allein die Ermittlungen und Untersuchungen der EU-Kartellbehörde DG Comp und der Justiz im Hinblick auf die Umstände der staatlichen Anteilsverkäufe an der Monte dei Paschi werfen ein extrem schlechtes Licht auf die Regierung, auf die handelnden Akteure und den ganzen Finanzplatz. Der Verdacht, dass der Staat zugunsten einiger „befreundeter“ Unternehmen Regeln bricht, ihnen Vorzugsbedingungen einräumt und andere Interessenten ausschließt, könnte Italien und Instituten wie Mediobanca, Unicredit oder Generali schweren Schaden zufügen und ausländische Investoren abschrecken.