KommentarVolkswagen in China

Wolfsburger Erfolg schmeckt bestenfalls süß-sauer

VW hat den Absatz in China überraschend gesteigert und den Vertrag des zuständigen Vorstands Ralf Brandstätter verlängert. Doch der Beigeschmack ist kein guter. Viele Probleme bleiben.

Wolfsburger Erfolg schmeckt bestenfalls süß-sauer

Volkswagen

Erfolgsmeldung süß-sauer

Von Sebastian Schmid

VW hat den Absatz
in China überraschend gesteigert. Doch der Beigeschmack ist
kein guter. Viele Probleme bleiben.

Beim Autobauer Volkswagen scheint es im wichtigen chinesischen Markt wieder besser zu laufen – zumindest auf den ersten Blick. Im zweiten Quartal ist der Absatz im Reich der Mitte überraschend um fast 3% auf knapp 669.800 Fahrzeuge angezogen. Demgegenüber hatte etwa der deutsche Wettbewerber BMW ein prozentual zweistelliges Absatzminus im weltgrößten Automarkt berichten müssen. Hinzu kommen inzwischen offiziell bestätigte Berichte, der Vertrag von Ralf Brandstätter, der das China-Geschäft im VW-Vorstand verantwortet, sei vorzeitig um drei Jahre verlängert worden.

Doch die kleinen Erfolgsmeldungen aus dem fernen Osten hinterlassen einen süß-sauren Beigeschmack. Denn VW hat die Vertragsverlängerung von Brandstätter nicht einmal gemeldet – laut eigener Auskunft, weil Vertragsverlängerungen nie gemeldet würden. Es stimmt zwar, dass dies bei den Wolfsburgern keine große Tradition hat. Die neue Laufzeit des frisch unterzeichneten Vertrags fällt allerdings ungewöhnlich kurz aus mit gerade mal zwei Jahren. Der alte Kontrakt wäre Mitte 2026 ausgelaufen; der neue geht nun bis Ende Juli 2028. Das zeugt nicht von einem riesigen Vertrauensvorschuss . Vielmehr wirkt Brandstätter wie ein Vorstand, der auf Bewährung arbeitet. Als etwa der Vertrag von VW-Markenvorstand Thomas Schäfer vergangenes Jahr zwölf Monate vor Ablauf vorzeitig verlängert wurde, ging der neue Kontrakt gleich bis 2030 – eine Verlängerung um fünf Jahre. Doppelt bitter: Schäfer hatte Brandstätter vor einigen Jahren an der Spitze der Kernmarke abgelöst.

Der kleine Achtungserfolg beim chinesischen Absatz sollte zudem nicht darüber hinwegtäuschen, dass die grundsätzlichen Probleme von VW in China bestehen bleiben. Das Unternehmen wächst langsamer als der überhitzte Markt, der prozentual zweistellig zulegt. Und das Wachstum fußt vor allem auf dem Geschäft mit Verbrennern, deren Anteil an den Auslieferungen weiter schrumpft. Im expandierenden Geschäft mit E-Autos geben derweil die heimischen Marken den Ton an – trotz finanzieller Probleme aufgrund zu schnell aufgebauter Kapazitäten.

Um zurück in die Erfolgsspur zu finden, braucht es den Durchbruch im E-Autogeschäft. Doch vor 2026 mit den neuen Modellen „aus China für China“ wird das nichts werden. Die kurze Vertragsverlängerung für Brandstätter ist daher tatsächlich derzeit noch keine Meldung wert.

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