Zu schön, um wahr zu sein
Zu schön, um
wahr zu sein
Adidas und Puma
Von Joachim Herr
Die Geschichte der Brüder Adolf und Rudolf Dassler bietet spannenden Stoff für viele Erzählungen. RTL und die ARD zeigten im Jahr 2016 in Spielfilmen den Aufstieg von der Dassler-Schuhfabrik zu den zwei Weltkonzernen Adidas und Puma. Der erbitterte Streit der Brüder, der 1948 zur Trennung führte, gab dem Ganzen die Note eines Dramas. Jahrzehntelang ging ein Riss durch die fränkische Kleinstadt Herzogenaurach, bis heute der Hauptsitz beider Firmen: zwischen denen, die für Adidas arbeiteten, und jenen, die für Puma tätig waren. Die Gemüter haben sich beruhigt. Nun bringt der US-amerikanische Investor und kleine Puma-Aktionär Metronuclear sogar einen Zusammenschluss beider Unternehmen via „Handelsblatt“ ins Spiel. Wenn das Management von Puma die Wende nicht schaffe, wäre eine Fusion mit Adidas die beste Option.
Allerdings klingt das zu schön, um wahr zu sein. Adidas-Vorstandschef Bjørn Gulden, der von 2013 bis 2022 Puma führte, hat die Marke mit den drei Streifen gerade erst wieder in die Wachstumsspur gebracht. Warum sollte er sich nun die Marke mit der Raubkatze, die ihre Sprungkraft verloren hat, ans Bein binden? Hinzu kommt: Adidas machte mit Akquisitionen nur schlechte Erfahrungen – und Verluste. Sowohl die französische Salomon-Gruppe mit ihrem Schwerpunkt Wintersport als auch die US-amerikanische Fitnessmarke Reebok blieben bis zum Weiterverkauf mehr oder weniger dauerdefizitäre Fremdkörper im Adidas-Konzern.
Der Käufer von Reebok
Dem Aktienkurs von Puma hat die Fusionsfantasie auf die Sprünge geholfen. Zudem berichtete das „Manager Magazin“, für den Anteil der französischen Familie Pinault von 29% gebe es mehrere Interessenten. Darunter soll übrigens der Reebok-Käufer Authentic Brands Group sein. Innerhalb von einer Woche legte der Puma-Kurs um mehr als ein Fünftel zu, ehe es am Donnerstag und Freitag abwärts ging. Mit der Idee eines Zusammenschlusses mit Adidas hat der Aktionär Metronuclear den Kurs nach oben getrieben. Vielleicht war das ja nur ein geschicktes Manöver direkt vor einem Aktienverkauf. Oder klingt das auch zu schön, um wahr zu sein?