Neuer Julius-Bär-Chef verschärft Sparkurs
Der neue Julius-Bär-Chef Stefan Bollinger tritt noch stärker auf die Kostenbremse. Der Vermögensverwalter soll bis 2028 weitere 130 Mill. sfr einsparen – nach dem gleichen Betrag 2024. „Wir wollen das Schiff straffer führen und wir können das“, sagte Bollinger am 3. Juni im Investorencall. Alle ab 2022 angekündigten Sparmaßnahmen summieren sich damit auf rund 400 Mill. sfr. Die Einsparungen sollen vor allem durch verringerte Sachkosten erreicht werden. Zu einem möglichen weiteren Stellenabbau äußerte sich Bollinger nur vage. „Es könnte sein, dass wir dies einfach durch natürliche Fluktuation und andere Faktoren bewältigen werden.“
Aufwand-Ertrag-Quote soll unter 67 Prozent sinken
Mit den zusätzlichen Maßnahmen will Bär die bereinigte Aufwand-Ertrag-Quote bis 2028 auf unter 67 (2024: 70,9)% drücken. Bisher lag das Mittelfristziel bei unter 64%. „Wir haben uns neue mittelfristige Finanzziele gesetzt, die realistisch sind, und wir sind fest entschlossen, sie zu erreichen“, sagte der Manager. „Wir wollen mit der Tradition brechen, zu viel zu versprechen und zu wenig zu liefern.“ Die Anleger reagierten enttäuscht, die Aktie büßte 2% ein. Gleich nach Amtsantritt im Januar hatte Bollinger einen Sparkurs verordnet und rund 400 Jobs gestrichen. Ende 2024 beschäftigte Bär 7.595 Personen.
Bär blickt auf einige Fehlschläge zurück. Die Entwicklung kulminierte Anfang 2024 in Netto-Kreditverlusten von 606 Mill. sfr, der größte Teil im Zusammenhang mit der Signa-Pleite. Bär gehörte zu den größten Kreditgebern der Immobiliengruppe des Tiroler Investors René Benko. Konzernchef Philipp Rickenbacher musste daraufhin den Hut nehmen, später gab auch Präsident Romeo Lacher seinen Posten ab.
Back to the roots
Der neue Verwaltungsratspräsident Noel Quinn will die Bank zu ihren Wurzeln als Vermögensverwalterin zurückführen. Die finanzielle Leistung des Instituts sei in den vergangenen Jahren durchwachsen gewesen, sagte er im Investorencall. Er machte dafür die Ausweitung des Angebots in der Kreditvergabe verantwortlich. Bär hätten die erforderlichen Fachkenntnisse gefehlt. „Wir werden zu einer strategischen Ausrichtung zurückkehren, die sich an einem Vermögensverwalter orientiert, nicht an einer Firmenkundenbank“, betonte der frühere Chef der britischen Großbank HSBC.
In seinen ersten Monaten bei Bär durchforstete Bollinger das Kreditportfolio auf weitere Problemfälle und nahm dann vor zwei Wochen weitere Wertberichtigungen auf Hypotheken und andere Kredite von 130 Mill. sfr vor.
Bär wolle die Risikokultur verbessern, sagte der frühere Goldman-Sachs-Manager Bollinger. „Ich habe die letzten zwanzig Jahre in einer Organisation verbracht, die vom Risikomanagement besessen ist.“ Auch bei Bär wolle er sich intensiv mit Risiken befassen.
Verwaltetes Vermögen soll stärker zulegen
Trotzdem soll das Neugeldwachstum anziehen und 2028 4 bis 5 (2024: 3,3)% des Bestandes erreichen. Bollinger will dafür sorgen, dass sich die Berater weniger um administrative Aufgaben und mehr um ihre Kunden kümmern können. Zudem will die Bank jährlich brutto rund 150 neue Kundenberater anstellen. Die Bank will „unsere erfahrenen Kundenbetreuer aktivieren, damit sie systematischer zum Wachstum beitragen können“, erklärte Finanzchefin Evie Kostakis im Call.
Übernahmen stünden zurzeit nicht im Vordergrund. „Wir konzentrieren uns sehr stark auf organisches Wachstum.“