Bankenkonsolidierung in Europa

Santander stärkt Sabadell im Abwehrkampf gegen BBVA

Dank des Erlös aus dem Verkauf der britischen TSB an Santander will Sabadell die eigenen Aktionäre mit einer Sonderdividende überzeugen.

Santander stärkt Sabadell im Abwehrkampf gegen BBVA

Santander mischt Übernahmeschlacht auf

Verkauf der britischen Tochter TSB für 3,1 Mrd. Euro an spanische Großbank stärkt Sabadell in der Abwehr gegen BBVA.

Ausgerechnet der große heimische Konkurrent von BBVA liefert Sabadell weitere Munition in der Abwehr des feindlichen Übernahmeangebots. Die katalanische Bank will die eigenen Aktionäre mit einer Sonderdividende von 2,7 Mrd. Euro aus dem Erlös der Veräußerung vom Verkauf der Anteile an den Mitbewerber abhalten.

ths Madrid

Es war wohl der letzte Trumpf in der Abwehrschlacht gegen die feindliche Übernahme durch BBVA und in der Branche bestand kaum ein Zweifel daran, dass der Vorsitzende von Banco Sabadell Josep Oliu und sein CEO César González-Bueno diese Karte ausspielen würden. Der Verkauf der britischen Tochter TSB an den spanischen Mitbewerber Santander spült frisches Geld in die Kasse, mit dem man die eigenen Aktionäre von einem Verkauf an BBVA abbringen will.

Es soll eine Sonderdividende geben

Mit dem Erlös aus dem Verkauf von umgerechnet 3,1 Mrd. Euro, plus 300 Mill. Euro, die Sabadell noch vom Gewinn von TSB erwarten kann, soll eine Sonderdividende in Höhe von 2,57 Mrd. Euro an die Anteilhaber ausgeschüttet werden. CEO González-Bueno rechtfertigte am Mittwoch die „beste Operation in Großbritannien in zehn Jahren“ aus finanziellen Gründen. Doch verbarg die Sabadell-Spitze kaum die Freude über den Effekt des Verkaufs auf die Übernahmeschlacht, die seit Mai letzten Jahres tobt. „Die Operation steigert den Börsenwert von Sabadell und das hat Auswirkungen auf jegliche Transaktion. Wenn wir vorher schon dachten, dass der Preis (von BBVA) unzureichend ist, dann ist er jetzt noch unzureichender“, erklärte González-Bueno vor der Presse.

Ein Aktionär, der seine Anteile an BBVA verkauft, würde nicht mehr in den Genuss der Sonderdividende von 0,50 Cent kommen. Diese Ausschüttung stünde dann BBVA zu, sofern der Bieter die angestrebte Kapitalmehrheit erreichen sollte.

Es braucht eine ao HV

Die spanische Börsenaufsicht CNMV verbietet es dem Verwaltungsrat eines Unternehmens in einem laufenden Übernahmeprozess eine Entscheidung von der Tragweite eines Verkaufs ohne die Zustimmung der Aktionäre zu treffen. Sabadell hat daher für den 6. August eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen. Zuvor wird am 24. Juli der neue Strategieplan vorgestellt.

BBVA muss derweil den Prospekt für das Kaufangebot an die neuen Auflagen anpassen, welche die ursprünglich geplanten Synergien erheblich reduzieren. Am Montag beschloss die der Verwaltungsrat um den Vorsitzenden Carlos Torres mit dem feindlichen Angebot fortzufahren, trotz der sehr hohen Hürden der spanischen Regierung, die einen Zusammenschluss beider Banken für drei bis fünf Jahre untersagt hat. Es wird damit gerechnet, dass das Kaufangebot im August offiziell unterbreitet wird.

Ein strategischer Kaufpreis

Bei BBVA dürfte man vermerkt haben, dass mit Santander der Hauptkonkurrent in Spanien Sabadell zur Seite springt, obwohl auch die britische Barclays an TSB interessiert war. Die von Ana Botín geführte Bank hält den recht hohen Kaufpreis aus strategischen Gründen für gerechtfertigt, da die britische Tochter mit der Einverleibung der Hypothekenbank TSB einen Sprung macht. Die Operation kann aus dem Erlös des Verkaufs der Anteil an der Bank in Polen für 6,8 Mrd. Euro im Mai finanziert werden.

Analysten erwarten nachgebesserte Offerte

„Sabadell erreicht einen Preis, der deutlich über den Erwartungen am Markt liegt, was kurzfristig gesehen positiv ist“, kommentierten die Analysten von Bankinter. Mit dem Erlös könne Sabadell die eigenen Aktionäre vom Verkauf an BBVA abhalten, doch „mittelfristig reduziert sich das Potential zur Wertschöpfung von Sabadell“, so die Experten. An der Börse legte der Kurs von Sabadell am Mittwoch mehr zu als der von BBVA. Die Kaufprämie liegt bereits seit längerem im negativen Bereich, was heißt, dass die Sabadell-Aktie am Markt mehr wert ist als der von BBVA gebotene Preis. Anleger und Analysten erwarten daher, dass BBVA beim Angebot noch nachbessern wird.

Von Thilo Schäfer, Madrid
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