Europas Institutionelle ringen um Stablecoin-Anwendungen
Ringen um Stablecoin-Anwendungen
Kapitalmarkt-Spezialist erkennt viel Interesse, aber auch regulatorische Hürden
bg Frankfurt
Im Gespräch Seite 4
Der Hype um Stablecoins aus dem Frühsommer ist zuletzt ein wenig abgeklungen. Denn viele Marktteilnehmer aus dem institutionellen Sektor eruieren derzeit noch, wie sie die als Dollar- oder Euro-Pendant fungierenden Finanzinstrumente sinnvoll einsetzen können. Dennoch entstehe ein großes Momentum für die Distributed-Ledger-Technologie (DLT) als dezentrale Finanzmarktinfrastruktur, erklärt Markus Fehn, Leiter Strategy & Innovation beim Kapitalmarkt-Dienstleister Chartered Investment.
Gibt es einen Weg, der compliant ist, um das Stablecoin-Zinsverbot zu managen?
Einem größeren Erfolg der Stablecoins steht derzeit auch die Regulierung im Weg. Während es in den USA ein Schlupfloch für verzinste Stablecoins gibt, besteht in Europa über die Micar ein klares Zinsverbot. Fehn befasst sich derzeit mit der Möglichkeit, Stablecoins mit tokenisierten Geldmarktfonds zu verbinden. „Denn das würde ein Problem adressieren, das sich mit dem Zinsverbot für Stablecoins stellt: Wie können Stablecoins anlageorientiert eingesetzt werden, ohne dass dies europäische Vorschriften verletzen würde?“, erläutert er.
Man braucht komplette Onchain-Strukturen
Fehn zufolge können Stablecoins dazu beitragen, die Lücke zwischen traditionellen und Krypto-Wertpapieren zu schließen. Dabei sei es aber mit Blick auf tokenisierte Aktien wichtig, komplette Onchain-Strukturen aufzubauen, um die Vorteile der DLT voll auszunutzen. „Das lässt sich nach dem Elektronischen Wertpapiergesetz (eWpG) komplett reguliert umzusetzen.“
Die Mogelpackung von Robinhood
Kritisch beäugt wird in der Branche, was Robinhood kürzlich als einen Handel von tokenisierten Aktien vermarktet hat. Dabei ist der eingesetzte Token nur dazu da, den Wert einer Aktie zu tracken, die dann im Nachgang im traditionellen Handel gekauft wird. Tradinghäuser wie Citadel hatten Robinhoods Vorgehen kritisiert. Es handele sich nicht um Innovation sondern um „Look-a-like-Securities“. Fehn will den Fall nicht bewerten, sagt aber: „Broker müssen sich entscheiden, ob sie einen Zwischenschritt machen wollen oder eine vollständige Lösung aufsetzen, die einen echten Sekundärmarkthandel von Kryptowertpapieren ermöglichen.“

CI