Der Emissionsmotor läuft rund
Unternehmensanleihen
Der Emissionsmotor
läuft rund
Von Kai Johannsen
Der Primärmarkt für Euro-Unternehmensanleihen brummt. Nach Daten der ING kamen in den ersten sechs Monaten Euro-Corporate-Bonds für 250 Mrd. Euro auf Markt. Damit wurde nicht nur der entsprechende Vorjahreszeitraum, als Papiere in der Gemeinschaftswährung für 239 Mrd. Euro emittiert wurden, in den Schatten gestellt, sondern auch die jeweiligen Zeiträume anderer Jahre. Das erste Halbjahr 2020 war von einer noch stärkeren Emissionstätigkeit gekennzeichnet. Der Ausbruch der Covid-19-Pandemie sorgte bekanntermaßen für erhebliche Verunsicherung und veranlasste die Unternehmen seinerzeit dazu, auf Nummer sicher zu gehen und erstmal kräftig Liquidität zu bevorraten. Das führte in den ersten sechs Monaten 2020 zu einem Emissionsumfang von Euro-Unternehmensbonds von 307 Mrd. Euro.
Die starke Emissionstätigkeit der Unternehmen trifft auf eine anhaltend gute Nachfrage seitens der Investoren. Sie greifen beherzt zu und das trotz gestiegener Bewertungsniveaus der Bonds. Die ING-Experten gehen davon aus, dass es im Juli zu rückläufigen Volumina kommen wird. Zum einen startet die Berichtssaison für das zweite Quartal, zum anderen steht die Sommerpause vor der Tür. Danach sollten sich Anleger aber wieder auf eine anziehende Emissionstätigkeit der Firmen einstellen. Denn angesichts der Unsicherheiten rund um den von US-Präsident Donald Trump angezettelten Handelskrieg, der wohl kaum in ein paar Wochen beendet sein wird, dürfte Liquidität bei Unternehmen weiter hoch im Kurs stehen. Und von daher dürften die Firmen weiterhin an den Bondmarkt strömen und neues Material anbieten. Mit einer anhaltend guten Nachfrage ist zu rechnen. Begünstigender Faktor ist die Umschichtung – raus aus US-Assets, rein in Euro-Assets. Das ist auch bei Staatsanleihen und Bonds anderer Adressen zu beobachten. Und von daher ist es auch gut möglich, dass die ING-Prognose von einem Gesamtemissionsvolumen von 400 Mrd. Euro 2025 erreicht wird. Fraglich ist aber, ob das Krisenjahr 2020 in den Schatten gestellt wird, als es Bonds für 444 Mrd. Euro waren.