IPO-Story mit offener Flanke
IPO-Story mit offener Flanke
Panzerkonzern
IPO-Story mit offener Flanke
Von Christoph Ruhkamp
In gewisser Weise wird die Roadshow für den deutsch-französischen Panzerkonzern KNDS zum Spaziergang. Es ist leicht, den Investoren zu erklären, mit welcher Auftragsflut das Unternehmen rechnen kann. Schon Ende 2024 kletterte der Orderbestand um 15% auf 23,5 Mrd. Euro. Jetzt gibt der Bundestag grünes Licht für 50 Mrd. Euro schwere Aufträge der Bundeswehr, darunter rund 100 Leopard-2A8-Panzer von KNDS. So weit so einfach, da der Milliardenumsatz nach KNDS-Auskunft auch mit „überdurchschnittlichen Renditen“ verbunden sein wird.
Die offene Flanke der IPO-Story liegt denn auch woanders. Es ist der ungeklärte Eigentümerkreis des deutsch-Französischen Joint Ventures. Die in Amsterdam ansässige Holding KNDS N.V. war 2015 durch die Fusion des deutschen Leopard-Herstellers Krauss-Maffei Wegmann mit dem französischen Leclerc-Panzer-Hersteller Nexter entstanden. Das Unternehmen gehört zur Hälfte den deutschen Familien Bode und Braunbehrens sowie zur anderen Hälfte dem französischen Staat.
Fein austarierte Machtbalance droht zu kippen
So viel in der fein austarierten Machtbalance in der Schwebe sein mag – eines ist sonnenklar: Die deutschen Eigentümerfamilien wollen sich schrittweise aus dem Unternehmen zurückziehen und dem französischen Staat das Feld überlassen. Wer sie bei KNDS ablöst, ist ihnen gleichgültig. Damit kippt die bisherige Balance in Richtung Frankreich. Das setzt die Bundesregierung unter Zugzwang. Angesichts der Milliardenausgaben für Rüstung ist es durchaus ein Politikum, wer dadurch reich wird und wo die Investitionen getätigt werden und die Arbeitsplätze entstehen.
Die Bundesregierung könnte Rheinmetall bei KNDS vorschicken. Der Düsseldorfer Konzern wäre als Lieferant des Leopard-Geschützes ein Miteigentümer vom Fach. CEO Armin Papperger hegt den Wunsch ohnehin schon lange. Doch ein Berater aus Finanzkreisen bringt auf den Punkt, warum es so nicht kommen wird: „Lieber sprengen die Franzosen KNDS in die Luft, als dass Rheinmetall dort die Führung übernimmt.“ So wird nun der Panzerbau durch die Hintertür über den deutschen Arm von KNDS beim nächsten Leopard im Joint Venture mit Rheinmetall nach Deutschland zurückgeholt. Transparent ist das alles nicht und wird auch die deutsch-französische Freundschaft kaum voranbringen. Für Investoren trägt es zur Unsicherheit bei.
Hier geht es zum Bericht: Panzerkonzern KNDS will 2026 in Frankfurt und Paris an die Börse
Die Auftragsflut für den neuen Leopard 2 wird Investoren in die KNDS-Aktie locken. Abschreckend wirkt dagegen der ungeklärte deutsch-französische Eigentümerkreis.
