KommentarJulius Bär

Rückkehr zum Kerngeschäft

Julius Bär kämpft mit Verlusten aus riskanten Immobilienprojekten und setzt nun auf die Rückkehr zur Vermögensverwaltung, um verlorenes Vertrauen wiederzugewinnen.

Rückkehr zum Kerngeschäft

Julius Bär

Zurück zu den Wurzeln

Von Thomas List

Es ist schon ein Trauerspiel, sieht man sich die Performance des Schweizer Bankhauses Julius Bär an. Da war der Riesenverlust aus dem Engagement beim Immobilien-Pleitier René Benko – immerhin 606 Mill. sfr. Dazu kamen dann in diesem Jahr weitere 130 Mill. sfr Wertberichtigungen, wohl durch ein verunglücktes Immobilienprojekt in Hannover.

Katzengold statt Betongold

All das und vielleicht noch mehr ist das Ergebnis einer Geschäftspolitik, die auf Wachstum außerhalb des angestammten Geschäfts gesetzt hat, in dem Julius Bär viel Renommee besaß: der Vermögensverwaltung. Das Phänomen ist nicht neu. Einige zumeist kleinere Banken in Deutschland mussten ebenfalls die Erfahrung machen, dass manches Betongold nur Katzengold ist.

Die Strategie kann zumindest für kleinere und mittelgroße Institute nur lauten: Back to the roots. Im angestammten Geschäft (wieder) wachsen, Kunden und deren Vermögen gewinnen. Dafür müssen die Kundenberater Expertise und Zeit haben. Expertise dürfte bei Julius Bär vorhanden sein. Bei der Zeit für den Kunden sieht das schon anders aus. Die scheint in immer größerem Ausmaß zu fehlen, da Administratives offenbar mehr und mehr Kapazitäten frisst. Davon müssen die Berater befreit werden. Automatisierung und künstliche Intelligenz können dabei helfen und für entscheidende Vorteile in der Kundenbetreuung sorgen. Eine ordentliche Portion Swissness kann dann noch das Sahnehäubchen sein, um vorhandene Kunden mit ihrem umfangreichen Vermögen weiter an das Bankhaus zu binden und gleichzeitig neue Kunden aus aller Welt zu gewinnen.

Die Zeichen der Zeit erkannt

Die neue Führung unter CEO Stefan Bollinger, einem Ex-Goldman-Sachs-Manager, und Verwaltungsratspräsident Noel Quinn, früherer Chef der britischen Großbank HSBC, scheint die Zeichen der Zeit erkannt zu haben. Werden die Ankündigungen auf der Analystenkonferenz am 3. Juni konsequent umgesetzt, kann Julius Bär wieder auf den Erfolgspfad zurückkehren. Bis zum Rekordkurs von rund 64 sfr, der erst Ende Januar kurz nach Antritt von Bollinger erreicht wurde, ist der Weg allerdings noch weit.

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