Stagflationsrisiko könnte Fed bremsen
US-Zinspolitik
Stagflationsrisiko
könnte Fed bremsen
Von Kai Johannsen
In den USA stehen die Zeichen mehr und mehr auf Zinssenkung, und die meisten Akteure halten es durchaus für möglich, dass die US-Notenbanker bereits auf der Septembersitzung des Offenmarktausschusses reagieren könnten und den US-Leitzins dann um 25 Basispunkte nach unten setzen. Fragt sich, was dem einen Strich durch die Rechnung machen könnte? Das wäre ein sich abzeichnendes Stagflationsszenario für die USA: eine stagnierende Wirtschaft bei gleichzeitigem Inflationsdruck. Zeichen für eine schwächere oder stagnierende Wirtschaft könnten Anfang September vom US-Arbeitsmarkt kommen. Das wäre der Fall, wenn die Beschäftigtenstatistiken für August die schwächere Tendenz von Juli bestätigen und damit Wachstumsängste an den Märkten schüren. Und gleichzeitigen Teuerungsdruck könnten dann abermals Erzeuger- bzw. Verbraucherpreise in den USA unterstreichen, die womöglich über den Erwartungen an den Märkten liegen.
Und was bedeutet das für die Märkte? Eine stagnierende Wirtschaft und gleichzeitige Inflation lässt den Wert der Währung des Landes erodieren. Für den Dollar hätte das tendenziell eine schwächende Wirkung. In diesem Jahr hat der Greenback ja schon gegenüber dem Euro deutlicher verloren, und das könnte sich dann fortsetzen. 1,20 Dollar je Euro könnte damit die nächste Marke sein, die die US-Devise dann in Angriff nimmt. Anhaltende Inflation oder die Angst der Marktteilnehmer vor einer höheren Teuerungsrate kann längerfristige Anleihen stark belasten, da sie den realen Wert fester Zinszahlungen im Laufe der Zeit mindert. Gerade große institutionelle Anleger, wozu auch Pensionsfonds gehören, könnten länger laufende Anleihen dann eher zum Verkauf stellen. Und eine schwächelnde Wirtschaft zeigt sich dann auch in rückläufigen Erlösen der Unternehmen, Gewinne könnten beeinträchtigt werden. Und das sind zweifelsohne keine guten Voraussetzungen für die Aktienmärkte. Sie könnten dann ebenfalls zur Schwäche neigen. Ein Dilemma ist es für die Notenbank. Eine schwächere US-Wirtschaft könnte Zinsunterstützung der Fed brauchen, die verstärkte Teuerung erfordert aber höhere Zinsen.