Klöckner Pentaplast gerät in akute Liquiditätsnot
Klöckner Pentaplast gerät
in akute Liquiditätsnot
Ohne frisches Kapital von Strategic Value Partners droht das Geld auszugehen
cru Frankfurt
Klöckner Pentaplast braucht dringend frisches Kapital vom Private-Equity-Eigentümer, um weitermachen zu können. Europas größter Folienhersteller für Pharma- und Lebensmittelverpackungen ringt mit einem akuten Liquiditätsengpass, der die überfällige Einigung mit den Gläubigern auf eine Refinanzierung der milliardenschweren Schulden gefährdet. Nach Informationen der Börsen-Zeitung aus Kreisen des Managements sind die Zahlungsschwierigkeiten so groß, dass Rechnungen über 79,4 Mill. Euro derzeit überfällig sind und Zulieferer ihre Lieferungen begrenzen. Manche Bestellung kann daher nicht bedient werden. Das Unternehmen aus dem rheinland-pfälzischen Montabaur mit 5.600 Beschäftigten und 2 Mrd. Euro Umsatz gehört einem Konsortium um den US-Finanzinvestor Strategic Value Partners.
Nach Angaben aus Kreisen der Gläubiger dringt die Private-Equity-Firma auf ein Restrukturierungsverfahren nach Chapter 11 in den USA, weil dann frisch nachgeschossenes Geld besser besichert werden könnte (sogenannte DIP-Finanzierung, „Debitor in Possession“). Erst kürzlich wurden die Kreditgeber über den nicht näher bezifferten Liquiditätsengpass in der Bilanz informiert. Ursache ist laut Insidern, dass die Mengen vor allem im margenträchtigen Pharma-Bereich deutlich unter den Vorjahren liegen.
Strategic Value Partners plante bisher, 75 Mill. Euro Eigenkapital und 200 Mill. Euro neue Kredite zur Verfügung zu stellen, um die Refinanzierung der 2026 fälligen vorrangigen Verbindlichkeiten von rund 1,7 Mrd. Euro zu unterstützen. Ob dies ausreicht, ist umstritten. Zuerst berichtete der Branchendienst für notleidende Kredite „9fin“ über die Gespräche mit den Gläubigern. Für die Gruppe der vorrangigen Gläubiger agieren die Kanzleien Gibson Dunn und Hengeler sowie die Investmentbank Houlihan Lokey. Für Klöckner Pentaplast sind Kirkland & Ellis sowie die Investmentboutique PJT Partners im Einsatz. Alle Berater wie auch die Firma selbst und Strategic Value Partners lehnten einen Kommentar ab oder antworteten nicht.
Dreimal beim Finanzinvestor
Nach drei Übernahmen durch Finanzinvestoren lasten die Schulden schwer auf Klöckner Pentaplast. Der Folienhersteller war nach der Übernahme durch Cinven an Blackstone verkauft und 2012 an eine Investorengruppe um Strategic Value Partners weitergereicht worden. Der Deal erfolgte im Zuge einer finanziellen Restrukturierung, bei der der Finanzinvestor 190 Mill. Euro zuführte und die Mehrheit erhielt. Jetzt steht die Firma erneut am Abgrund. So ist die Bonitätsnote „CCC-“ der Ratingagentur S&P Global Ratings (S&P) bereits mit einem negativen Ausblick versehen.
Spätestens 2026 wird es eng
Zuvor hatte es schon einen Teil-Ausfall (Selective Default) der Anleihen gegeben. Spätestens wenn die Schuldtitel im Jahr 2026 fällig werden, wird es eng: „Wir sind der Ansicht, dass die Schuldenlast der Gruppe im Vergleich zu ihrem freien operativen Cashflow weiterhin sehr hoch ist. Das könnte die Refinanzierungsaussichten dieser Schulden untergraben“, urteilte die Frankfurter S&P-Analystin Lina Sanchez schon im Mai.
Strategic Value Partners, deren Europageschäft Bouk van Geloven und HJ Woltery leiten, ist kein Unbekannter in der deutschen Firmenlandschaft: Der 2001 gegründete Investor aus Greenwich mit 22 Mrd. Dollar Vermögen beteiligte sich auch am Holzwerkstoffhersteller Pfleiderer, dem Parkraumbewirtschafter Apcoa sowie an der Chemiefirma Oxea – allesamt hoch verschuldet.
Holding-Struktur wird ausgedünnt
Bei Klöckner Pentaplast werden laut Insidern gerade die Divisionen PHD (Pharma, Health & Durables) und FP (Food Packaging) deutlich eigenständiger aufgestellt, und die Holding-Struktur wird ausgedünnt. Personalabteilung und Einkauf werden von der Konzernebene komplett in die Divisionen verlagert. Lediglich CFO Marc Rotella und CEO Roberto Villaquiran bleiben im Konzernvorstand. Letzterer agiert nun auch als Chef der profitablen Pharmasparte. Ziel sei es, Kosten zu senken und das Unternehmen einfacher verkaufen zu können.