Versicherer

Munich Re für Pandemie-Poollösungen

Milliardenschäden wie in der Coronakrise sprengen die Möglichkeiten der Versicherungsbranche. Finanzvorstand Christoph Jurecka von der Munich Re plädiert daher für eine staatlich gestützte Absicherung.

Munich Re für Pandemie-Poollösungen

Nach den Schäden in Milliardenhöhe infolge des Coronaschocks plädiert die Munich Re für einen öffentlich-privaten Pandemieversicherungsschutz. „Das Pandemierisiko in seiner Gesamtheit ist gemessen an der Risikotragfähigkeit der weltweiten Versicherungsbranche zu groß. Privatwirtschaftlich ist das daher nicht mehr versicherbar. Das ist ein Feld für staatlich gestützte Poollösungen“, sagte Finanzvorstand Christoph Jurecka im Interview der Börsen-Zeitung. Aus der Branche werden bereits Deckungen dieser Art in der Schadenversicherung mit Staatsbeteiligung gefordert, insbesondere für Betriebsschließungen. Der „Risikoappetit“ des größten Rückversicherers der Welt hat sich nach Aussagen des CFO „infolge der Pandemie reduziert.“ Veranstaltungsausfälle versichere die Munich Re heute nicht mehr gegen Pandemierisiken. Änderungen gebe es auch bei Betriebsunterbrechung.

Ob und wie solche Betriebs-Policen im Fall von Pandemien gelten, wird im Einzelfall juristisch differenziert beurteilt. Der für Rechtsstreitigkeiten über Versicherungsverhältnisse zuständige 12. Zivilsenat des Oberlandesgerichts Karlsruhe entschied dieser Tage in zwei Verfahren darüber, ob eine Betriebsschließungsversicherung auch dann eingreift, wenn die Schließung eines Hotel- bzw. Gaststättenbetriebs im Lockdown aufgrund der Corona-Pandemie erfolgt ist. In einem Fall hat der Senat nach eigenen Angaben dabei einen Leistungsanspruch bejaht und in dem anderen Fall – bei anders formulierten Versicherungsbedingungen – einen Anspruch des Betriebsinhabers verneint (Aktenzeichen 12 U 4/21 und 12 U 11/21).

Derweil äußerte sich Jurecka in Bezug auf die Versicherungswirtschaft bei Pandemieschäden selbstkritisch: „Die beiden genannten Sparten der Schadenversicherung wurden branchenweit ursprünglich mit Blick auf lokale Ereignisse angeboten. Leider waren manche Policen hier nicht klar genug formuliert (…). Diese Kumulrisiken hat die Branche zuvor nicht ausreichend berücksichtigt.“

Trotz der sich ausbreitenden gefährlichen Delta-Variante des Covid-19-Virus hält der CFO an dem Gewinnziel für 2021 fest. Als Gründe dafür nannte er die verringerten Deckungen gegen Pandemien und die derzeit zyklischen Preissteigerungen auf der Angebotsseite („harter Markt“). Das Dax-Mitglied peilt in diesem Jahr einen Überschuss von 2,8 Mrd. Euro an. Damit würde ein Niveau vor Ausbruch der Seuche erreicht. Im vergangenen Jahr brach der Nettogewinn um 1,5 Mrd. auf 1,2 Mrd. Euro ein. Munich Re musste Belastungen wegen Corona von 3,4 Mrd. Euro verdauen. Insbesondere ausgefallene Kulturveranstaltungen, Be­triebsunterbrechungen und Schäden bei Kreditversicherern schlugen ins Kontor. 2021 schaffte der Konzern einen soliden Jahresauftakt. Im ersten Quartal steigerte Munich Re ihr Ergebnis deutlich auf 589 (i.V. 221) Mill. Euro. Zur Vorlage des Zwischenberichts im Mai führte das der CFO unter anderem auf geringeren Pandemie-Schäden zurück (vgl. BZ vom 6. Mai).

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