Inflation

Teuerungsrate überschreitet Vier-Prozent-Marke

Die Inflation in Deutschland hat im September erstmals seit knapp 28 Jahren wieder die Vier-Prozent-Marke überschritten. Und Experten zufolge ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht.

Teuerungsrate überschreitet Vier-Prozent-Marke

Die Verbraucherpreise lagen um 4,1% über dem Niveau des Vorjahresmonats, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag anhand einer vorläufigen Berechnung mitteilte. Eine Vier vor dem Komma bei der Teuerungsrate hatte die Wiesbadener Behörde zuletzt im Dezember 1993 mit damals 4,3% ermittelt.

Besonders hohe Energiepreise hat die deutsche Inflationsrate über die Vier-Prozent-Marke getrieben. Von Reuters befragte Ökonomen hatten sogar mit einem Anstieg auf 4,2% gerechnet, nachdem die Teuerungsrate im August noch 3,9% betragen hatte.

„Die Geldentwertung geht wie erwartet weiter“, sagte Ökonom Christoph Swonke von der DZ Bank. Dafür verantwortlich ist vor allem die Entwicklung bei Energie: Sie kostete im September 14,3% mehr als ein Jahr zuvor. „Rund die Hälfte des Teuerungsanstieges entfällt auf den Faktor Energie“, sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. Nahrungsmittel verteuerten sich mit 4,9% ebenfalls überdurchschnittlich stark. Dienstleistungen kosteten 2,5% mehr, wobei sich Wohnungsmieten um 1,4% erhöhten.

„Das dicke Ende kommt noch“

Experten zufolge ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht. „Das dicke Ende kommt noch“, sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. In den kommenden Monaten dürfte es mit der Inflation weiter nach oben gehen, „auch weil die Unternehmen den gewaltigen Kostenschub durch gestiegene Materialkosten noch nicht vollständig an die Verbraucher weitergegeben haben“.

Für ein Anziehen der Inflation würden auch die gestiegenen Preise für Öl und Gas sprechen. „Legen sie weiter kräftig zu, könnte bei der Inflation bald eine Fünf vor dem Komma stehen“, sagte Krämer.

Die starke Teuerung ist dem Bankenverband zufolge auf temporäre Sondereffekte zurückzuführen. Dazu gehören das extrem niedrige Ausgangsniveau bei den Rohstoffpreisen, Pandemie- und Lockdown-bedingte Nachholeffekte oder die vorübergehende Mehrwertsteuersenkung im Kampf gegen die Corona-Krise in der zweiten Jahreshälfte 2020. „Der Kaufkraftverlust, den die Verbraucher jetzt zu spüren bekommen, wird deutliche Nachholforderungen bei den kommenden Tarifrunden zur Folge haben“, sagte der Chefvolkswirt von HQ Trust, Michael Heise.

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