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Aixtron-Chef muss Überzeugungsarbeit leisten

Von Antje Kullrich, Düsseldorf Börsen-Zeitung, 30.7.2016 Jetzt wird es ernst. Am Freitag hat die chinesische Fujian Grand Chip (FGC) ihr angekündigtes offizielles Übernahmeangebot für den LED-Maschinenbauer Aixtron vorgelegt. Bis zum 7. Oktober...

Aixtron-Chef muss Überzeugungsarbeit leisten

Von Antje Kullrich, DüsseldorfJetzt wird es ernst. Am Freitag hat die chinesische Fujian Grand Chip (FGC) ihr angekündigtes offizielles Übernahmeangebot für den LED-Maschinenbauer Aixtron vorgelegt. Bis zum 7. Oktober haben die Anteilseigner des TecDax-Konzerns Zeit, sich zu entscheiden, ob sie die 670 Mill. Euro schwere Offerte aus Asien annehmen wollen.Aixtron-Vorstandschef Martin Goetzeler hat sich schon früh positioniert. Gleich bei der Ankündigung der Offerte im Mai erklärte der Manager, das Angebot zu begrüßen, das “zur richtigen Zeit” komme. Aus den von FGC vorgelegten Dokumenten geht jetzt hervor, dass die Gespräche mit Aixtron schon eine ganze Weile liefen. Im September 2015 wurden auf einer Messe in China erste Kontakte geknüpft. Zunächst war Aixtron auf der Suche nach einem Investor für eine Minderheitsbeteiligung. Dann habe Goetzeler aber eine Mehrheitsübernahme ins Spiel gebracht, heißt es im Angebotsdokument. Dem Vernehmen nach hatte ein weiterer Investor Interesse angemeldet, der sich aber später zurückzog. Im Januar sei FGC namentlich ins Spiel gekommen.Die offiziell vorgeschriebene Stellungnahme des Aixtron-Vorstands wird am 11. August erwartet, doch schon lange ist klar, dass Konzernchef Goetzeler die Annahme empfehlen wird. In einem Business Combination Agreement ist nach den Unterlagen sogar eine Vertragsstrafe von 10 Mill. Euro vereinbart, sollten Aixtron und ihre Vertreter das Angebot nicht unterstützen.Zehn Wochen hat Goetzeler nun Zeit, die Investoren zu überzeugen. Und die sind durchaus kritisch. Auf der Hauptversammlung standen die Pläne der Chinesen schwer unter Beschuss. FGC wolle sich Know-how zu einem Spottpreis sichern, lautet ein Vorwurf. Denn der Kurs ist ziemlich am Boden, und die gebotenen 6 Euro je Aktie sind historisch gesehen nicht gerade attraktiv. Auffällig ist, dass die Mittelzusagen des Investors auch im offiziellen Angebotsdokument äußerst vage bleiben: “Allgemein beabsichtigt die Bieterin, durch kontinuierliche Investitionen und strategische Wachstumsprojekte (…) das Geschäft von Aixtron profitabel auszubauen.” Konkrete Summen werden nicht genannt.Nicht nur die Kleinaktionäre sind skeptisch. Auch der größte Anteilseigner, die Londoner Investmentfirma Argonaut Capital – mit 8,6 % größter Investor – sieht die Offerte kritisch, wie aus einer Stellungnahme von Ende Mai hervorgeht. Nicht zuletzt deshalb geht Goetzeler in den kommenden Wochen auf Roadshow und besucht große Investoren, um Überzeugungsarbeit zu leisten. Mindestens 60 % Annahmequote wollen die Chinesen erreichen.Ein “Weiter-so” könne es nicht geben, hatte bereits Aixtron-Aufsichtsratschef Kim Schindelhauer auf der Hauptversammlung angemahnt. Sollten sich die Probleme des Hightech-Maschinenbauers noch länger hinziehen und nichts signifikant in die eine oder andere Richtung passiert, dürfte auch Goetzeler unter Beschuss geraten. Seit seinem Amtsantritt Anfang 2013 hat es der 54-Jährige nicht geschafft, Aixtron aus den roten Zahlen zu holen. Das verordnete Restrukturierungsprogramm griff zwar partiell, doch bedeutete die Stornierung des immens wichtigen Großauftrags der chinesischen San’an im vergangenen Dezember einen neuerlichen empfindlichen Rückschlag. Teure DiversifikationDie Strategie des ehemaligen Osram-Chefs, Aixtron vom volatilen LED-Markt unabhängiger zu machen und die Beschichtungstechnologie der Aachener in anderen Anwendungen zu vermarkten, klingt zwar vielversprechend, ist wegen der hohen F & E-Kosten aber mit Risiken verbunden. Und der nächste Nachfrageschub der Hersteller im zuletzt von Überkapazitäten geprägten LED-Markt lässt auf sich warten.Goetzeler will sich mit FGC einen finanzstarken Investor sowie einen verbesserten Zugang zum chinesischen Markt sichern. Warum es aber eine Mehrheitsbeteiligung ohne unmittelbare Kapitalerhöhung sein und FGC vier von sechs Aufsichtsratsmandaten beanspruchen muss, ist immer noch nicht ganz klar.