Amerikas mächtigste Lobbyistin wird CEO der US-Handelskammer
Lange Zeit war sie die rechte Hand des schon zu Lebzeiten legendären Thomas Donohue (82), der seit 1997 Vorstandschef der US-Handelskammer in Washington ist. Nun wird die Managerin und Firmengründerin Suzanne Clark als CEO das Ruder bei der einflussreichen Organisation übernehmen, die während der letzten 20 Jahre mehr als dreimal so viel für politische Lobby-Kampagnen ausgegeben hat wie jeder andere Verband und jedes Industrieunternehmen.
Die Betriebswirtin, eine Absolventin der Georgetown-Universität in Washington, wird ihr neues Amt als CEO in schwierigen Zeiten antreten. Während Donohue die U.S. Chamber of Commerce in eine Geldmaschine verwandelte, deren jährliche Einnahmen unter seiner Ägide auf das Vierfache stiegen, hat die Handelskammer zuletzt an Macht eingebüßt. Zum einen wegen des Einflusses liberaler Demokraten, welche die Rolle großer Unternehmen in der Politik verringern wollen. Auch stritten Donohue und Clark vier Jahre lang mit der Regierung des ehemaligen Präsidenten Donald Trump. Dessen Handelspolitik und Einfuhrzölle richteten in der US-Wirtschaft deutlich mehr Schaden an, als dem US-Präsidenten bewusst war, argumentierten sie.
Clark, die in den Vorständen von Agco sitzt, einem Hersteller landwirtschaftlicher Geräte, und des Finanzdienstleisters Transunion, einer der großen drei US-Kreditauskunfteien, ist seit 2019 Präsidentin der Handelskammer. In dieser Funktion hat sie versucht, mehr Tech-Unternehmen und vor allem Mittelbetriebe als Mitglieder zu umwerben. Auch hat die Managerin die Zeichen der Zeit erkannt und plädiert vereinzelt für mehr Umweltregulierung. Zuvor hatte sich die Handelskammer, die sich prinzipiell für Freihandel, Deregulierung und die Entmachtung der Gewerkschaften eingesetzt hatte, energisch gegen den Kampf gegen den Klimawandel gestemmt.